Justeaucorps mit Kniehose aus ehemals grünvioletter Seide, bestickt

Katalogtext:
Heute erscheint die Seide dieses Herrenanzuges als ein Olivgrün, in den Falten der Gehschlitze im Justeaucorps, die nie dem Licht ausgesetzt waren, ist jedoch zu erkennen, dass die Seide ursprünglich in Violett und Grün changierte.
Die schmale Form der Jacke mit den weit zurückschwingenden Vorderteilen und der hohe Stehkragen sind Indizien dafür, dass der Anzug um 1780 entstanden ist. Auch die filigrane Blumenstickerei in hellen Farbtönen, mit der alle Kanten, Kragen und Taschenpatten der Jacke sowie die Säume der Hose eingefasst sind, ist ebenso typisch für diese Zeit, wie die großen, passend bestickten Knöpfe, die nur noch Zierde sind, da die Jacke nicht mehr zu schließen ist.
Darunter wurde mindestens eine Weste getragen, die jedoch nicht aus dem gleichen Stoff gefertigt war, sondern als Kontrast zum Anzug gewählt wurde.

Da es sich bei diesem Stück um eine Überweisung aus dem Hoftheater handelt, sind massive Veränderung vorgenommen worden. Wahrscheinlich wurde die Jacke in der Taille gekürzt, auf jeden Fall aber komplett neu gefüttert. Dafür verwendete man einen weißen Baumwollsatin und für die Ärmel Flanell. Eventuell wurden auch bei den Gehfalten Veränderungen vorgenommen.
Die Hosenbeine wurden im Bereich der Oberschenkel ausgelassen und die Kniebänder mit Druckknöpfen versehen. Am Hosenbund wurden Knöpfe für Hosenträger angenäht und die rückwärtige Mittelnaht zur Hälfte aufgetrennt.

Babette Küster Dez. 2022