Überrest einer Camera Obscura, Tubus mit Linsenfassung
Überrest einer Camera Obscura, Tubus mit Linsenfassung
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Inventar Nr.:
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APK F 364 |
Bezeichnung:
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Überrest einer Camera Obscura, Tubus mit Linsenfassung |
Künstler / Hersteller:
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Giuseppe Campani (1635 - 1715), Hersteller, Zuschreibung
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Datierung:
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1700 |
Objektgruppe:
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Camera obscura (Optisches Instrument) |
Geogr. Bezug:
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Material / Technik:
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Holz - Lackfassung, Papier |
Maße:
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Tubus ca. 109 mm (Durchmesser) Deckel 120 mm (Durchmesser) Lichte Weite ca. 89 mm Objektiv (Durchmesser) Fassung max.ca. 122 mm (Durchmesser) Tubus 45 mm (Länge) 12 x 12 x 12 cm (Objektmaß)
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Katalogtext:
Für diese Objektivfassung mit Schraubdeckel lag bislang keine Inventarnummer vor. Im Inventar von 1888 ist unter der Inventarnummer F 184 eine vollständige Camera Obscura notiert, die jedoch heute nicht mehr vorhanden ist und deren Überrest dieser Objektivtubus sein könnte.
Die Objektivfassung hat zwei ineinander gleitende Tuben aus Pappe (Bild 3) mit jeweils außen aufgeklebtem, marmoriertem Papier und Schwärzung auf der Innenseite. Der äußere Tubus war im Spiegelkasten der Camera eingeklebt, wie Klebstoffreste an der Holzfassung am objektivseitigen Ende des Tubus belegen. Der innere Tubus konnte zum Scharfstellen herausgezogen werden. Mit dem Schraubdeckel konnte das empfindliche, heute nicht mehr vorhandene Objektivglas geschützt werden.
Die Zuschreibung auf Campani ist erfolgt aufgrund der Formensprache, der hohen handwerklichen Qualität, sowie der Ähnlichkeit des marmorierten Papiers mit dem auf dem Tubus von APK F 184, des von Guiseppe Campani signierten Luftfernrohrs. Zudem entspricht die Lichte Weite der Linsenfassung mit 89 Millimetern recht genau zwei Fünftel des von Campani verwendeten Palmus (ca. 223 mm), die Länge des Tubus entspricht einem Fünftel. Das Gewinde des Schutzdeckels hat dieselbe Steigung wie das am Fassungsring für das Objektiv des Fernrohr F 343, welches auf der Objektivlinse eine Signatur Campanis hat.
(F. Trier, 2024)
In der Sammlung des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts haben sich eine ganze Reihe Instrumente von Giuseppe Campani erhalten. Sehr wahrscheinlich befanden sich einige dieser Objekte unter den Einkäufen, die Landgraf Carl (1654-1730) auf seiner Italienreise 1699/1700 in Rom direkt in Campanis Werkstatt tätigte.
Carls Reisebegleiter Balthasar Klaute schrieb die von Campani aufgestellte Liste nieder, in der die Preise seiner Teleskope mit vier Linsen nach Brennweite sowie die Preise verschiedener Ferngläser und Mikroskope angegeben sind. Demnach erstand Carl ein Fernrohr für 30, ein Mikroskop für 8, eine Camera obscura für 6 ½ und „una altera per la notte“ für 1 ½ Doppien, womit wahrscheinlich eine Nachtuhr gemeint war.
(G. Wieczorek, 2018)
Literatur:
- Bungarten, Gisela [Hrsg.]: Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 360-363, Abbildung S. 361, Kat.Nr. VIII.17.
Siehe auch:
- APK F 365: Camera Obscura
Letzte Aktualisierung: 01.07.2025