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Oberkörper eines Satyr / Silvanus



Oberkörper eines Satyr / Silvanus


Inventar Nr.: Sk 36
Bezeichnung: Oberkörper eines Satyr / Silvanus
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung:
Datierung:Kaiserzeit (GND: 7512142-6)
weitere Datierung:Hellenistisch (GND: 4024313-8)
Objektgruppe: Skulptur
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Weißer, feinkristalliner Marmor
Maße: Torso 13 cm (Höhe)


Katalogtext:
Der bis zum Brustkorbrand erhaltene, jugendliche Oberkörper mit Ziegenfell ist zur linken Seite geneigt. Der Kopf könnte zur linken Seite gewendet gewesen sein. Beide Oberarme sind gesenkt und waren ab der Mitte frei vom Körper gehalten. Der linke Oberarm und die Schulter sind vom Fell bedeckt, das auf der rechten Schulter geknotet ist. Aus dem Heraklesknoten hängt je eine Klaue neben dem Fellrand vorn und hinten herab. Das schmale Fell mit verdoppelten Randfalten verbreitert sich auf der Brustmitte. Den Rücken bedeckt es flächig mit wenigen Falten bis hinunter zur linken Taille. Die rechte Körperflanke und ein Teil des Rückens bleiben frei. Der linke Unterarm war aus dem Fell nach vorn zur Brustmitte geführt, wo ein amorpher Blockrest für die Hand ansteht, die den Fellsaum zu einem Fruchtschurz mit heraushängender Traube (?) oder ein Attribut (Tierkopf?) hielt.

Das statuarische Motiv jugendlicher Satyrn mit schärpenartiger Fellbekleidung ist seit spätklassischer Zeit beliebt. Der knabenhafte Satyr mit auf rechter Schulter geknotetem Fell und gesenkten Oberarmen begegnet zuerst in dem frühhellenistischen Typus Satyr mit Querflöte, der sich beim Flötenspiel mit der linken Brustflanke an einen Baumstamm lehnt. Er trägt ein Pantherfell mit besonderer Verknotung auf der rechten Schulter; von der linken Schulter ist das Fell ein Stück weit herabgerutscht. Unser Miniaturtorso unterscheidet sich in der Neigung des Oberkörpers nach links von dem Querflötenbläser mit seiner Rechtsneigung. Ferner weicht der Torso durch das Ziegenfell und die Art der Bekleidung der Brust-Schulter-Partie deutlich vom Querflötenbläser ab; in dem unteren Teil und Faltenverlauf vorn und hinten ähnelt das Ziegenfell jedoch dem Pantherfell des Querflötenbläsers. Ein auf der rechten Schulter geknotetes Ziegenfell, die linke Schulter aber entblößend ähnlich wie der Querflötenbläser, trägt auch der tänzelnde Satyr mit Fruchtschurz. Dieser späthellenistische Satyr in gestelzter Körperwendung nach links schwingt mit emporgerecktem rechten Arm ein Pedum über seinem Kopf und scheucht mit lachender Gebärde einen jungen Panther zurück, der neben ihm nach Weintrauben in dem Fruchtschurz schnappt. Das Haltungsmotiv der Statue und Details der Felltracht stimmen nicht mit unserem Torso, auch nicht im Sinne einer miniaturisierten Wiederholung überein.

Eine verwandte Felltracht und eine mehr oder minder vorhandene Tendenz zur Seitenneigung zeigen hingegen der Statuettentorso aus Troia IX und weitere römische jugendliche Silvanusfiguren. Daher kann unser Torso mangels Repliken als eine der zahlreichen, eigenständigen Satyr- oder Silvanusstatuetten gelten, die für den bukolisch dekorativen Ausstattungsluxus der römischen Kaiserzeit in Anlehnung an hellenistische Satyrtypen hergestellt wurden. Seine Benennung Satyr oder Silvanus scheint durch das Fell und Haltungsmotiv mit vermutlichem Fruchtschurz wahrscheinlich, auch wenn Kopf und Attribute sowie die Rückenpartie (Schwänzchen?) verloren sind. Der rudimentäre Erhaltungszustand gestattet keine genauere zeitliche Bestimmung.

(Gercke 2007)



Literatur:
  • Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Kat.Nr. 36.
  • Gercke, Peter; Zimmermann-Elseify, Nina: Antike Skulpturen und Neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Mainz 2007, S. 187, Kat.Nr. 54.


Letzte Aktualisierung: 13.08.2020



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