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Thronende Fortuna



Thronende Fortuna


Inventar Nr.: Sk 21
Bezeichnung: Thronende Fortuna
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 3. Jh. n. Chr.
Objektgruppe: Skulptur
Geogr. Bezüge: Römisches Reich
Material / Technik: Weißer, feinkörniger Marmor
Maße: 38 cm (Höhe)
ohne Ergänzungen 31 cm (Höhe)
Basis 24 cm (Breite)
Basis 18,5 cm (Tiefe)
Provenienz:Alter Bestand, wahrscheinlich im 18. Jh. erworben


Katalogtext:
Die massive Statuette mit Basis zeigt eine weibliche Gestalt auf einem Thron mit profilierten Beinen. Seine konvexe Rückseite ist mit dem Spitzeisen geraut und zu den Rändern hin mit dem Zahneisen geglättet. Die massige Figur, die kaum plastische Tiefe hat, setzt ihr linkes Bein vor, ihr rechter Unterschenkel kippt nach außen. Ihr Kopf wandte sich anscheinend leicht nach rechts. Lange gewellte Haarsträhnen fallen über die Schultern nach vorne. Die Gestalt ist mit einem Ärmelchiton bekleidet, der unmittelbar unter den Brüsten gegürtet ist. Darüber trägt sie einen Mantel, der über ihre linke Schulter und den Rücken läuft, die Beine bis zu den Knöcheln verhüllt und über den linken Unterarm herabfällt. Die rechte Schulter der Figur ist etwas gesenkt und weist nach vorne. In ihrem linken Arm hält die weibliche Gestalt ein Füllhorn, in der vorgestreckten rechten Hand eine flache Schale (Patera). Die breiten weichen Gewandfalten wirken etwas teigig. Die Faltengrate sind abgerundet bzw. abgeflacht, die breiten Faltentäler im Bereich der Beine tief gebohrt. Trotz des Bohrereinsatzes erscheint die Faltengestaltung insgesamt flach. Reihen von Einzelbohrungen gliedern den Inhalt des Füllhorns.

Die weibliche Gestalt lässt sich anhand ihrer Attribute als Abbild der Göttin Fortuna identifizieren (Bieber 1915). Füllhorn und Patera kennzeichnen zwar auch Darstellungen der Bona Dea, um deren rechten Unterarm ringelt sich jedoch stets eine Schlange, die aus der Schale trinkt (Parra – Settis 1986). In ihrem Sitzmotiv und der hohen Gürtung ihres Gewandes knüpft die Statuette an einen Typus hellenistischer Zeit an, der die Göttin Kybele darstellt und seinerseits auf ältere Wurzeln zurückgeht (Koch 1994). In der kleinformatigen römischen Plastik ist der Typus in großer Zahl und in unterschiedlichen Variationen belegt. Er wird zu einem bildhauerischen Konzept, das bei der Wiedergabe verschiedener weiblicher Gottheiten Anwendung findet. Zu ihnen gehören neben Kybele und Fortuna auch Ceres und die Bona Dea (Kaschnitz-Weinberg 1937, Nr. 115. 116; Sojc 1997). Sie zeichnen sich durch mütterliche Züge sowie Fruchtbarkeitsaspekte aus. Wie bei den meisten vergleichbaren Statuetten handelt es sich auch bei dem Kasseler Exemplar um ein handwerklich einfaches Massenprodukt. Die Gestaltung der Gewandfalten spricht für eine Entstehung im 3. Jh. n. Chr.

Derartige Stauetten dienten als Weihgaben und waren im Römischen Reich weit verbreitet. Leider fehlen genauere Angaben zur Herkunft des Kasseler Exemplars. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass die Statuette von den hessischen Landgrafen in Italien erworben wurde, da dort zahlreiche ähnliche Stücke aus Marmor vorhanden sind (Bieber 1915, Kaschnitz-Weinberg 1937). In den nördlichen Provinzen, die aufgrund der Sammlungsgeschichte als Herkunftsort ebenfalls in Frage kämen, sind vergleichbare Statuetten meistens aus Kalkstein und oft etwas gröber gefertigt. Marmorexemplare sind dort dagegen selten belegt (Binsfeld – Goethert-Polaschek – Schwinden 1988).

(Zimmermann-Elseify 2007)



Literatur:
  • Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Kat.Nr. 45.
  • Gercke, Peter; Zimmermann-Elseify, Nina: Antike Skulpturen und Neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Mainz 2007, S. 199, Kat.Nr. 61.


Letzte Aktualisierung: 15.04.2024



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