Augenschale (Kylix)

Katalogtext:
Die Schale mit kugelsegment-ähnlichem Körper steht auf einem trompetenförmigen Fuß mit teils geriefeltem Stiel und breitem Teller; nach oben geschwungene Horizontalhenkel ragen knapp über den Schalenrand hinaus. Das Schalenbecken ist innen monochrom bis auf ein tongrundiges Band am Rand und einen tongrundigen Kreis mit Ringen und Punkt in der Bodenmitte; monochrom sind auch Henkel und Fuß bis auf die geriefelte Zone und den Tellerrand bemalt. Außen zeigen beide Seiten eine behelmte Kriegerbüste nach links zwischen einem großen stilisierten Augenpaar, deren strenge Augäpfel aus konzentrischen Kreisen mit schwarz-weiß-rot gemalten Irisreifen und schwarzer Pupille bestehen. Der von einem Schwanenhals getragene Helmbusch ist am Schalenrand abgeschnitten; die Kriegerbüste steht auf Ornamentringen, die unterhalb der Henkelansätze mit Efeuband und Strahlenkranz den Fußstiel umkreisen; auf gleicher Grundlinie tanzen je ein bärtiger Silen von den Henkeln zur Mitte hin, ihre Pferdeschweife berühren sich unter den Henkelbögen.

Die attischen Augenschalen treten seit 540-530 v. Chr. auf und sind vielleicht unter ostgriechischem Einfluß entstanden. Die Augen können an Masken erinnern, die zur Verkleidung und Maskierung bei festlichen Aufzügen im Gefolge des Dionysos (Dionysien) getragen wurden; Dionysos selbst wurde oft durch eine Maske dargestellt. Die bereits antike Reparatur des Gefäßes weist auf seine Kostbarkeit hin.

(Yfantidis 1990)

• Yfantidis, Konstantinos: Antike Gefäße. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Melsungen 1990, S. 148, Kat.Nr. 85.