Ptolemaios III. Euergetes (?)



Ptolemaios III. Euergetes (?)


Inventar Nr.: Sk 145
Bezeichnung: Ptolemaios III. Euergetes (?)
Künstler / Hersteller: unbekannt
Dargestellt: Ptolemaios III. Euergetes, König von Ägypten (284 BC - 222 BC), Dargestellt, Zuschreibung
Datierung: ptolemäisch - kyprisch (GND: 7622314-0 / 4079596-2)
Objektgruppe: Skulptur
Geogr. Bezüge:
Zypern
Fundort: Zypern
Material / Technik: Gelb-beiger Kalkstein, Bemalungsreste
Maße: insgesamt 18 cm (Höhe)
Kinn bis Scheitel 15 cm (Höhe)
Provenienz:1994 durch Kauf und Schenkung von Dr. E. u. B. Inhelder, Zürich


Katalogtext:
Der etwa halblebensgroße Kopf des jungen Mannes könnte von einem Stand- oder Sitzbild stammen. Sein volles breites Gesicht wird von einem kurzlockigen Haarkranz aus nahezu symmetrisch angeordneten Zangen- und Gabelmotiven gerahmt. Ein Lockenbausch betont die Stirnmitte. Dahinter liegt ein zweireihiger Lorbeerkranz, dessen Blätter und Zweige an einem wulstigen Band befestigt sind. Die Enden des Bandes sind am Hinterkopf verknotet und hingen im Nacken herab. Das flach gehaltene Kalottenhaar mit längeren Sichellocken geht von dem Wirbel am Hinterkopf aus. Das füllige Antlitz prägen unverwechselbare physiognomische Merkmale: die hohe Stirn, dicke Lider um vorstehende Augäpfel, hochsitzender kleiner Mund mit gekräuselter schmaler Oberlippe und überhängender fleischiger Unterlippe sowie kugeliges Kinn mit Grübchen.

Die Gesichtszüge weisen den noch jung erscheinenden Mann als Ptolemaios III., König und Pharao von Ägypten (246–222/21 v. Chr.) aus. Dieser füllige, idealisierend junge Bildnistypus von Ptolemaios III., geboren ca. 280–270 v. Chr. als Sohn von Ptolemaios II. und Arsinoe I., ist erst in seiner späten Regierungszeit und kurz nach seinem Tod 222/21 v. Chr. verbreitet gewesen.

Für die kyprische Provenienz des Kopfes sprechen der inseltypische Kalkstein mit der scharfkantigen holzschnittartigen Bearbeitungstechnik und der in kyprischer Ikonographie beliebte Lorbeerkranz. Die Insel Zypern gehörte von 295/294 bis 58 v. Chr. als strategischer Stützpunkt zum Machtbereich der ptolemäischen Thalassokratie im östlichen Mittelmeer, um Ägypten vor äußeren Angriffen zu schützen. Sie diente zugleich als Lieferant von Metall, landwirtschaftlichen Produkten und Holz. Schon für seinen Vater Ptolemaios II. (reg. 285/282–246 v. Chr.) ist auf Zypern ein ptolemäischer Dynastiekult bezeugt, dem etwa halblebensgroße, lorbeerbekränzte Statuen der Herrscherpaare mit ihren Kindern bis zu Ptolemaios V. Epiphanes (reg. 205–180 v. Chr.) zuzuweisen sind. Dieser Kopf könnte zu einer derartigen Serie in Chiton und Himation gekleideter Porträtstatuen gehört haben, die als familiäre Gruppen-Anatheme und in Verbindung mit ihnen beistehenden Gottheiten kultische Verehrung genossen (Felgenhauer 1996).

(Gercke 2007)



Literatur:
  • Felgenhauer, Annette: Ägyptische und Ägyptisierende Kunstwerke. Staatliche Museen Kassel. Vollständiger Katalog. Kassel 1996, S. 208-211, Kat.Nr. 99.
  • Gercke, Peter; Zimmermann-Elseify, Nina: Antike Skulpturen und Neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Mainz 2007, S. 216, Kat.Nr. 67.


Letzte Aktualisierung: 21.06.2023



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