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Tragische Maske



Tragische Maske


Inventar Nr.: Sk 50
Bezeichnung: Tragische Maske
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 17./Anfang 18. Jh.
Objektgruppe: Skulptur
Geogr. Bezüge: Römisches Reich
Material / Technik: Grauweißer, mittelkristalliner Marmor
Maße: 21,5 x 19,5 x 12,5 cm (Objektmaß)
Provenienz:erworben 1750 durch Rat Arckenholtz für Landgraf Wil-helm VIII. auf der Auktion in Den Haag, Slg. Wassenaer-Obdam.


Katalogtext:
Aus einer dreieckigen Grundplatte mit abgerundeten Ecken und geglätteter Oberfläche wächst eine männliche tragische Maske empor. Ihre Rückseite ist gerade abgeschnitten, ihre Oberfläche ist mit Meißel und Zahneisen aufgeraut. Die Unterseite ist relativ glatt. Die Maske trägt eine Frisur aus 14 korkenzieherartig gedrehten, parallel fallenden Lockensträngen, die über der Stirn einen hohen Onkos bilden und stufenweise länger werden, so dass sie das Gesicht umrahmen. Die Maske ist in sich leicht verzerrt und neigt sich zu ihrer rechten Seite, ihre linke Konturlinie ist stärker abgerundet. Die Pupillen sind groß und tief gebohrt. Ein Schnurrbart rahmt den geöffneten, tief ausgebohrten Mund. Der Wangen- und Kinnbart besteht aus kurzen, dicken Locken mit eingerollten Enden. Auf dem Oberkopf, der sich zur Rückseite der Maske hin nur geringfügig senkt, sind längere gewellte Strähnen erkennbar. Sie gehen nach einem Knick zur Stirn hin in die steifen Korkenzieherlocken über. Rechts schließt sich an die Locken eine breite abgerundete Kante an, die sorgfältig geglättet ist. Sie setzte sich aber anscheinend nicht über den Oberkopf zum Scheitel fort. In ihrem plastischen Niveau liegt sie höher als die äußerste angrenzende Locke, deren Volumen nach oben abnimmt. Die linke Seitenkante ist wesentlich schmaler und verliert sich nach oben. Sie war ebenfalls abgerundet und geglättet. Ihr plastisches Niveau liegt tiefer als das der angrenzenden Locken.

Ähnliche Masken sind aus Pompeji als Dekorationsobjekte bekannt (Bieber 1915, Boosen 1985/91). Das Kasseler Stück erinnert in seiner Form an die Eckakroteria der kaiserzeitlichen Sarkophagdeckel (Boosen 1985/91), die häufig die Gestalt tragischer Masken haben (Sapelli 1979, Allegra Dayan 1981, Østergaard 1996). Es wäre denkbar, dass die Maske von einem Sarkophagdeckel abgesägt und ihre Grundplatte sowie ihre Rückseite für eine neuzeitliche Aufstellung abgearbeitet wurden. Die Zurichtung ihrer Seitenkanten und die Form ihres Oberkopfes, an dem sich keine Spuren von Leisten finden, passen jedoch weder zu den Dach- noch zu den Tafeldeckeln, die im Rahmen der kaiserzeitlichen Sarkophagproduktion belegt sind. Daher ist es wahrscheinlicher, dass es sich bei der Maske um ein Werk des 17. oder frühen 18. Jhs. handelt, das sich am Vorbild kaiserzeitlicher Eckakroteria orientiert.

(Zimmermann-Elseify 2007)



Literatur:
  • Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Abbildung S. Abb. 8, Kat.Nr. 89.
  • Gercke, Peter; Zimmermann-Elseify, Nina: Antike Skulpturen und Neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Mainz 2007, S. 407, Abbildung S. 408, Kat.Nr. 144.


Letzte Aktualisierung: 15.04.2024



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