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Gewandfigur Typ Große Herkulanerin



Gewandfigur Typ Große Herkulanerin


Inventar Nr.: Sk 26
Bezeichnung: Gewandfigur Typ Große Herkulanerin
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung:
Datierung:wohl 2. Jh. n. Chr.
weitere Datierung:Hellenistisch (nach hist. Inv.) (nach historischem Inventar)
Objektgruppe: Skulptur
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Weißer, feinkristalliner Marmor
Maße: insgesamt 36 cm (Höhe)
Torso 22 cm (Höhe)


Katalogtext:
Der Torso gibt in vereinfachten, markanten Zügen den Figurentypus ›Große Herkulanerin‹ wieder. Das überaus häufig kopierte Vorbild zeigt eine ruhig stehende Frau mit leicht zur Seite gesetztem linken Fuß. Sie wendet den gering vorgeneigten Kopf zur Spielbeinseite und ist mit einem aufwendig drapierten Chiton und Mantel bekleidet. Das fein gefältete Untergewand wird oben nur mit seinem Saum vorn am Hals sichtbar und unten unterhalb des Mantelsaums mit dichten Steilfalten, die bis auf den Boden reichen und lediglich die Fußspitzen hervorschauen lassen. Der an der linken Seite zu öffnende Mantel umhüllt die Figur ganz bis zur Mitte der Unterschenkel. Sie hat den oberen Mantelsaum schleierartig über den Hinterkopf gezogen und hält auf der Brust mit der angewinkelt erhobenen rechten Hand den gebauschten Mantelsaum fest. Eine straffe Faltenbahn führt von der Hand zur linken Schulter und fällt hinter dem anliegenden, mantelumwickelten Arm herab. Eine andere wulstige Faltenbahn verläuft diagonal von der rechten Hand über den Körper zum linken gesenkten Unterarm. Vom angewinkelten Unterarm läuft ein kleiner Bausch unter dem Diagonalwulst zur linken Hüfte und vereinigt sich mit einer Steilfalte an der Spielbeinseite. Zugfalten von der Standbeinhüfte zum vorkragenden Spielbeinknie sowie Bogen- und Steilfalten auf dem Unterkörper gliedern den unteren Mantelbereich. Einen prägnanten Gegensatz dazu bildet der obere Mantelteil mit seiner doppellagigen Dreiecksform zwischen angehobener Hand sowie Schulter und gesenktem Unterarm auf der Spielbeinseite. Die schematischen, kerbschnittartigen Bohrrillen der Gewandfalten sprechen für eine Datierung des Torsos in die 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.

Bisher ist der Figurentypus in drei Statuetten (Argos, Athen, Kassel) mit einer annähernd gemeinsamen Höhe von etwas über 30 cm überliefert (Kruse 1975). Diese kaiserzeitlichen Miniaturwiederholungen tragen wegen ihrer fragmentarischen Erhaltung nicht zur Rekonstruktion des Vorbildes bei, dessen Deutung zwischen Demeter, heroisierter Priesterin oder Idealporträt einer berühmten Frau (Dichterin?) schwankt. Das griechische Vorbild wird übereinstimmend in die Zeit um 320 v. Chr. datiert (zusammenfassend Kruse 1975, Vorster 1993). Das etwas überlebensgroße Vorbild geben vier Repliken mit einem idealen Kopf (›Melonenfrisur‹) wieder. Die meisten Wiederholungen verwenden den Figurentypus mit Porträtköpfen für Grab- und Ehrenstatuen oder weniger porträthaft auf Grabreliefs. Die Statuetten sind wahrscheinlich weniger den porträthaften als vielmehr den idealtypischen Wiedergaben des Vorbildes zuzurechnen.

(Gercke 2007)



Literatur:
  • Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Kat.Nr. 40.
  • Gercke, Peter; Zimmermann-Elseify, Nina: Antike Skulpturen und Neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Mainz 2007, S. 113, Kat.Nr. 27.


Letzte Aktualisierung: 10.11.2022



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