Armreif mit Volutenschließe

Katalogtext:
Elf feine glatte Golddrähte sind zu einer elastischen Goldschnür mit rundem Querschnitt geflochten, die sich am Anfang und am Ende um einen festen Kern legt, im Mittelteil aber hohl und daher biegsam ist. Über die zusammengeschmiedeten Enden sind zu Doppelvoluten gebogene Goldblechstreifen gesetzt und daran eine bzw. zwei Ösen gelötet, durch die der Verschlußstift gesteckt wurde.
Diese Art der Flecht- oder Webtechnik, bei der stets der letzte freie Draht als „Schußfaden" durch die folgenden „Kettenfäden" gezogen wurde, wird zuerst am Bügel italischer, besonders tarentinischer Ohrringe des 4. Jh. v. Chr. verwendet, dann an einfachen späthellenistischen Bügelohrringen aus Südrußland, läßt sich im 10. Jh. n. Chr. bei Schmuck aus Rußland nachweisen und ist noch heute in Syrien zur Herstellung von Schmuck in Gebrauch. Antike Ketten in dieser Flechttechnik sind mir nicht bekannt; die sog. geflochtenen Ketten und Armbänder, die in hellenistischer Zeit und bis in die römische Kaiserzeit verbreitet waren, sind, wohl der größeren Beweglichkeit wegen, in der Regel aus einzelnen Gliedern ineinandergehakt. Wie das Kasseler Armband geflochten sind jedoch drei byzantinisch-slawische Armbänder und ein Halsring, die ins 10. Jh. n. Chr. datiert werden. Nach der Gestaltung des Verschlusses mit Ösen und Stift und mit Doppelvolute aus Goldblech möchte man annehmen, daß das Armband aus dem östlichen Bereich stammt und in späthellenistische, vielleicht auch schon römische Zeit gehört.
Wohl 2. Jh. v. - 2. Jh. n. Chr.

(Naumann 1980)

• Naumann, Friedericke: Antiker Schmuck. Vollständiger Katalog der Sammlung und der Sonderausstellung vom 31.5. bis 31.8.1980. Kassel 1980, S. 52, Kat.Nr. 117.