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Porträtmedaillon des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707)



Porträtmedaillon des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707)


Inventar Nr.: KP B VI/II.10
Bezeichnung: Porträtmedaillon des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707)
Künstler / Hersteller: Jean Cavalier (1650 - 1699), Künstler
Dargestellt: Ludwig Wilhelm I. Markgraf von Baden (1655 - 1707), Dargestellt
Datierung: um 1690
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Relief
Geogr. Bezug: Süddeutschland oder Österreich, Wien (?)
Material / Technik: Elfenbein, gedrechselt, geschnitzt, geschabt und poliert. Auf der Rückseite Zentrierpunkt abgedreht, leichte Drechselspuren sowie Kratzer und Abnutzungsspuren. Wachstumskanal als bräunliche Verfärbung erkennbar. Reste eines Blindrisses unterhalb der Umschrift.
Maße: 94,1 mm (Höhe)
95,8 mm (Breite)
Medaillondicke am Rand 5,8 mm (Dicke)
Maximale Medaillondicke 10,1 mm (Dicke)
Versalienhöhe Buchstabe I 3,9 mm (Höhe)
9,41 x 9,58 x 1,01 cm (Objektmaß)
73,8 g (Gewicht)
Beschriftungen: LVDOVICVS . D . G . MARG . Z . BAD . V . HACHB .


Katalogtext:
Markgraf Ludwig von Baden, bekannt als "Türkenlouis", zählt zu den bedeutenden Feldherren während des sog. "Großen Türkenkriegs" (1683-1699). Zahlreiche militärische Unternehmungen, etwa die Schlacht bei Mohacs am Berge Harsany (18. August 1687) verbanden ihn mit Kurfürst Max Emanuel von Bayern (KP B VI/II.2), eine wachsende Feindschaft mit dem kaiserlichen Oberkommandierenden Karl von Lothringen (KP B VI/II.9). Ludwig galt als mutiger und tapferer Kämper und als militärischer Stratege, aber auch als hochmütig und undiplomatisch. Claude-Louis Hector Duc de Villars (1653-1734), Generalmarschall von Frankreich, vermerkte in seinem Memoiren: "Er besitzt alle Fähigkeiten, die man braucht, um eine Armee zu befehligen, und alle Fehler, die einem die Lust nehmen, sie ihm anzuvertrauen" (zit. nach Schmidt 1987).
Das Medaillon zeigt Ludwig von Baden wohl im Alter von etwa 35 Jahren mit sehr langer Allongeperücke und Harnisch mit Spitzenjabot. Anatomische Details wie die lange, leicht gebogene Nase, das Grübchen im Kinn oder eine Warze auf der Wange lassen an Porträtsitzungen denken, in deren Rahmen Cavalier sein Modell genau studierte. Dennoch bleibt unklar, ob der Künstler den Dargestellten jemals getroffen hat. Ludwig war über Jahre in Ungarn und auf dem Balkan im Kriegseinsatz, und so bieten sich allenfalls dessen Aufenthalte in Wien, München oder in Baden zwischen den militärischen Kampagnen für Porträtsitzungen an.
Auch der Entstehnungszeitraum des Medaillons bleibt unklar, lässt sich aber mit stilkritischen Argumenten eingrenzen. Der noch plane Reliefgrund, vor dem sich das Porträt bereits deutlich plastisch abhebt, spricht für eine Datierung um 1689/90. Am nächsten steht es dem 1690 datierten Porträtmedaillon Maximilian Emanuels von Bayern (KP B VI/II.2). Vielleicht entstand das Porträt Ludwigs im Zusammenhang mit seiner Verlobung (14. Januar 1690) oder Eheschließung (27. März 1690) mit Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg (1675-1733) in Böhmen. Da Cavalier bereits am 17. März 1690 in London nachweisbar ist, wo er bis Anfang 1691 blieb, um nicht mehr nach Süddeutschland oder Wien zurückzukehren, erscheint eine spätere Datierung des Medaillons unwahrscheinlich. Auch das Fehlen des Ordens vom Goldenen Vlies, in den Ludwig von Baden im Jahr 1691 aufgenommen wurde, spricht gegen eine spätere Entstehung des Medaillons.
25.11.2020 Antje Scherner



Literatur:
  • Julius, Arvid: Jean Cavalier och några andra elfenbenssnidare. Studier i elfenbensplastik i Sverige. Uppsala 1926, S. 139, Kat.Nr. 28.
  • Schmidt, Hans: Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden-Baden. In: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 350-354.

Siehe auch:


  1. KP B VI/II.2: Porträtmedaillon des Kurfürsten Maximilian Emanuel von Bayern (1662-1726)


Letzte Aktualisierung: 05.07.2022



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