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Silberabschlag der Rückseite eines Konventionstalers



Silberabschlag der Rückseite eines Konventionstalers


Inventar Nr.: KP MK 483/4
Bezeichnung: Silberabschlag der Rückseite eines Konventionstalers
Künstler / Hersteller: Friedrich II. Landgraf von Hessen-Kassel (1720 - 1785), Münzherr
Johann Conrad Körner (1722 - 1780), Medailleur
Datierung: 1765
Objektgruppe: Münze
Geogr. Bezug: Hessen
Material / Technik: Silber, geprägt, eine Seite abgedreht
Maße: 4,27 x 4,27 x 0,45 cm (Objektmaß)
Nachweis/Zuordnung:
Beschriftungen: F * 1765 * U
B.27.


Katalogtext:
Der Abschlag des Stempels von der Rückseite eines Konventionstalers aus dem Jahr 1765 gilt als die erste Arbeit des Münzgraveurs Johann Conrad Körner, der 1765 als Nachfolger von Georg Ludwig Schepp nach Kassel berufen worden war. Noch im selben Jahr, 1765, wurden Konventionstaler mit diesem Revers in Umlauf gebracht (vgl. KP MK 302/2). Ihre Vorderseite, die auch die Signatur Körners tragen, ziert das geharnische Brustbild des Landgrafen. Die Initialen der Rückseite verweisen auf den seit 1764 amtierenden Münzmeisters Johann Friedrich Ulrich (F*1765*U).
Dass es sich bei diesem Objekt um einen Probeabschlag eines frischen Stempels handelt, geht nicht nur aus der Einseitigkeit hervor, sondern auch aus der hervorragenden Qualität der Prägung. Selbst feinste Details wie die Behaarung des kauernden Löwen sind klar zu erkennen.

Die ungewöhliche Darstellung der hessischen Wappentiere, die normalerweise im Profil gegeben werden, hier aber den Betrachter anblicken, bzw. kauernd klaffen, verlangt nach Interpretation. Hoffmeister, Schütz und Müller führten sie auf das "gespannte Verhältnis zwischen dem Kasseler und dem Hanauer Hof sowie auf den Affront des Vorhandenseins eines englisch-hannoverschen Detachements in Hanau" (Schütz) zurück. Friedrich II. war 1749 zum Katholizismus konvertiert und musste die Assekurationsakte sowie die Trennung von seiner Familie hinnehmen, die gewährleisten sollten, dass die Landgrafschaft und die Dynastie protestantisch blieben. Als Garantiemächte fungierten Holland, Dänemark und England-Hannover, das drei Bataillone nach Hanau entsandte. Diese Truppe lag von 1760 bis 1786 in Hanau, um die Einhaltung der Bestimmungen der Assekurationsakte zu gewährleisten.

Die Prägung der Münze wurde - vermutlich wegen der ungewöhnlichen Wiedergabe der Wappentiere - rasch eingestellt. Während Schütz angibt, dass die Münze "eiligst" eingezogen wurde, konnte Müller mehrere Expemplar in Auktionen seit 2014 nachweisen. Auch Hoffmeister wies bereits 1862 darauf hin, dass der Taler "mit Unrecht für eine besondere Setenheit" gelte. Für den hier vorgestellten Probeabschlag darf der Rang einer Rarität gleichwohl beansprucht werden. Bislang ist kein weiterer bekannt.

(4.11.2022 Antje Scherner)



Literatur:
  • Hoffmeister, Jacob C. C.: Historisch-kritische Beschreibung aller bis jetzt bekannt gewordenen hessischen Münzen und Marken in genealogisch-chronologischer Reihenfolge. Leipzig 1862 ff, S. 11-12, Kat.Nr. 2311.
  • Schütz, Artur: Die hessischen Münzen des Hauses Brabant, Teil IV 1670-1866. Anhang: Königreich Westfalen 1807-1813. Frankfurt am Main 1998, S. 231, Kat.Nr. 1842.
  • Müller, Horst-Dieter: Typenkatalog Münzen und Medaillen der hessischen Landgrafschaften von 1483 bis 1803/1806 : Gesamtstaat von 1483-1567, Hessen-Rheinfels 1567-1583, Hessen-Marburg 1567-1604, Hessen-Kassel 1567-1803, Hessen-Darmstadt 1567-1806, Hessen-Homburg 1623-1806. Regensburg 2019, S. 301, Kat.Nr. 2712.

Siehe auch:


  1. KP MK 302/2: 1 Konventionstaler


Letzte Aktualisierung: 23.12.2022



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