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Truhe



Truhe


Inventar Nr.: SM 2.7.140
Bezeichnung: Truhe
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 1. H. 17. Jh.
Objektgruppe: Möbel / Verschiedenes
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Asiatisches Holz, Schwarzlack, Gold- und Silber-Hiramakie bzw. Takamakie, Bleieinlagen (Uemono), vergoldete Messingbeschläge
Maße: 45 x 96,5 x 40; mit Gestell H: 98 cm (Objektmaß)


Katalogtext:
Die Truhe mit halbrund gewölbtem Deckel und seitlichen Tragegriffen. Die Truhe wird auf allen Seiten eingerahmt von einem breiten Shippo-Muster (sich überlappende Kreise mit Blütenornament in der Mitte shippo-tsunagi) in Gold- und Silber-Hiramakie, was stark an japanische Perlmuttlacke für den Export erinnert, sowie von einem breiten Silberband. Deckel und Vorderfront krönt eine große Kartusche auf bereits stumpfem und abgeriebenen Gold (Kinji-) Grund. Die Kartusche wird oben und unten eingerahmt von zwei sich gegenüberliegenden Phönixen mit ausgebreiteten Flügeln, deren Schwanzfedern seitlich in eine florale Ranke überlaufen und den seitlichen Abschluß bilden. Die Frontkartusche zeigt links in leichtem Relief eine sanfte Hügellandschaft mit Päoniensträuchern, rechts eine hügelige Landschaft mit einem Pavillon vor einer Kiefer-, Ahorn- und Tannengruppierung. Die Szene ist in Gold- und Silber-Hiramakie bzw. -Takamakie sowie vereinzelten unterschiedlichen großen Bleieinlagen (Uemono) ausgeführt, vor einem schwarzlackierten Hintergrund. Die Deckelkartusche ziert eine Seenlandschaft mit einem langgestreckten Gebäudekomplex. Technik wie oben. Neben kleinen fehlenden Bleieinlagen auch eine große, sehr tiefe Fehlstelle. Auf der Truhenrückseite eine längliche achtpassige Kartusche mit blühenden Clematisranken. Die Deckelseiten schmückt die Frontansicht eines kauernden Kaninchens mit seitlich ausgestreckten langen Ohren. Der Unterleib ist silbern, der obere Körper in Gold gearbeitet. Auf der linken Truhenfläche eine vierpassige breite Kartusche mit von Schmetterlingen umschwirrten Nelkenbüschen hinter einem niedrigen Zaun. Vielleicht eine abgewandelte Anspielung auf das berühmte Motiv ''Chrysanthemen am Ostzaun'' nach einem Gedicht des chinesischen Dichters T'ao Yüan-ming (365 - 427). Auf der rechten Truhenseite eine Landschaft mit Herbstblumen. Die Truheninnenfläche ist vollständig schwarz lackiert und trägt lediglich auf der Deckelinnenseite eine Asternstaude mit Schmetterlingen. Die Truhe besitzt kunstvoll geformte und ziselierte Beschläge und Griffe in vergoldetem Messing. Die seitlichen Tragegriffe sitzen auf vierblättrigen, eingravierten Rosetten auf dem oberen Kartuschenrand. Die Vergoldung der Griffe ist abgerieben und zeigt blankes Messing. Als Dekor ein wappenartiges Ornament von 7 Augen und gepunktetem Rankenwerk. Die Schutzbeschläge an den Kanten sind dreieckig und laufen in dekorative Wolkenkopfformen (yün-t'ou) aus. Leicht erhaben liegen Päonien mit arabeskem Rankenwerk auf der Oberfläche. Das Meisterstück des Kunstschmiedes ist neben dem Deckelscharnier, einem Messingstreifen, der in Wolkenkopfmuster ausläuft und mit einem runden Wirbelmotiv (To-mo-e) und Schmetterlingen ziseliert ist, der Schloßbeschlag. Seine Außenlinie endet in acht Wolkenköpfen. Auf der Innenfläche aus getupften Quadraten eine achtpassige Kartusche mit Bergen, Häusern und Glyzinien.
Truhen dieser Art wurden in Japan speziell für den Export nach Europa angefertigt und tragen die Bezeichnung ''Namban-Truhen''. Die japanische Bezeichnung für dieses Möbel lautete ''Kama-bako'' Kästen in Fischwurstform, denn mit dem Wort Truhe verband der Japaner einen Kasten mit flachem Deckel.
Inv. überarbeitet Dräger 4.10.95



Literatur:
Bleibaum 1926, Nr. 17
Brommelle ua. 1988, S. 110
Reidemeister 1932, Abb. 16

Siehe auch:


  1. SM 2.7.365: Untergestell zur Truhe


Letzte Aktualisierung: 24.11.2021



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