Morgenmantel der Prinzessin Louise Dorothea Sophia von Brandenburg-Preußen (1680-1705)

Katalogtext:
Der weit geschnittene, leger fallende Mantel stammt aus dem Sarg der Prinzessin Louise Dorothea Sophie, Gemahlin des hessischen Erbprinzen Friedrich. Ende 1705 verstarb sie mit nur 25 Jahren an Windpocken und Fleckfieber. Bei Räumarbeiten der 1943 stark zerstörten Martinskirche barg man 1954 ihre sterblichen Überreste samt der Totenkleidung – Rock und Mantel - unter dem Kapitelsaal.
Das schicke Kleidungsstück – keineswegs ein Totengewand - diente einst als Morgenrobe, „Déshabillé negligé“. Es folgte der neuesten Mode am französischen Hof. Damen und Herren trugen solche Mäntel zum Aufstehen und meist bis zum Mittag. Für Damen war darunter eine Schnürbrust und ein Rock (wie er auch im Sarg lag) üblich, sowie ein kleines Spitzenhäubchen, die „Fontage“.
Spektakulär und in nur wenigen Beispielen erhalten ist der mit Goldfäden durchwirkte Seidenstoff vermutlich aus der Seidenmanufaktur Lyon. Sein persisch-indisches Muster war um 1705 topaktuell. Es trug solchen Geweben den Namen „bizzare Seide“ ein.
(12.2.2024, Antje Scherner)

• Köttelwesch, Sabine: Geliebte, Gemahlinnen und Mätressen. Zehn Frauenschicksale aus dem Umkreis des Kasseler Fürstenhofes. Hofgeismar 2004.
• Tiramani, Jenny: Informal Gold-Brocaded Silk Gown, Worn by Princess Luise Dorothea Sophia of Hessen-Kassel. In: Patterns of Fashion 6: The content, cut, construction and context of women's European dress c.1695-1795 Nr. 6 (2021), S.