Rock und Mieder aus hellblauem Seidendamast

Katalogtext:
Das zweiteilige Damenkleid gehört zu einem Konvolut von Kleidungsstücken, die mehrere Änderungen erfahren haben. Dazu gehören (KP K 107c,d) noch zwei Damenjacken aus der Zeit von 1740 bis 1750. Aus dieser Zeit stammt auch die Seide dieses Kleides, das sehr wahrscheinlich aus dem oder den Röcken gearbeitet wurde, der/die ursprünglich zu den beiden Jacken gehörten.

Das Oberteil des Kleides hat einen eckigen Ausschnitt und kurze Ärmel. Der ausschnitt wurde zu einem späteren Zeitpunkt verkleinert, in dem vorne eine gefältelte Doppelrüsche eingesetzt wurde. Die Ärmelkanten sind mit gleichen Rüschen besetzt. Vorne und hinten endet das Mieder jeweils in einer langen, schmalen Spitze. Es wird im Rücken geschnürt.

Der Rock ist aus mehreren Stoffbahnen zusammengesetzt und in der Taille angekraust. An einigen der Verbindungsnähte sind Reste alter Nahtfäden vorhanden, z. T. ist die Webkante sichtbar und mindestens eine der Rockbahnen wurde beschnitten, so dass anzunehmen ist, dass aus den entfernten Stoffteilen das Mieder hergestellt wurde.

Die Zeit zwischen 1845 und 1855 wird auch als zweites Rokoko bezeichnet. Die orientierte sich in Silhouette, Farbigkeit und Dekor an der entsprechenden Mode des vorangegangenen Jahrhunderts. Mit Vorliebe wurden Stoffe aus dieser Zeit für die aktuelle Mode “wiederverwendet“ und es gibt Kleider, die nur aufgrund der Nähtechnik als Arbeit des 19. Jahrhunderts zu erkennen sind.

Babette Küster Dez. 2022

Siehe auch:

1. KP K 107c,d: Zwei Damenjacken aus blauem Seidendamast