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Nelkenschiff



Nelkenschiff


Inventar Nr.: ETH 133 (As So 1)
Bezeichnung: Nelkenschiff
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung:
Objektgruppe:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Nelken, Pflanzenfasern, Textil
Maße: 45 x 16 x 56 cm (Objektmaß)


Katalogtext:
Schiffsmodelle aus Gewürznelken waren ein in Europa beliebtes Souvenir aus Indonesien, genauer gesagt von den Molukken, der großen östlichen Inselgruppe. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts gelangten sie über Kolonialbeamte, Missionare, Seeleute und Touristen in die hiesigen Raritätenkammern, Museen und Ausstellungen, aber auch in Privatbesitz.

Bei der Gewürznelke, der Knospe eines immergrünen Baumes, handelt es sich um ein typisches Erzeugnis der Molukken, wo das Myrtengewächs "endemisch" ist, also seinen natürlichen Lebensraum hat. Wie die ebenfalls von dort stammenden Nüsse des Muskatbaumes, waren Nelken in Europa schon im 16. Jahrhundert bekannt und begehrt. So traf 1522 ein Schiff der portugiesischen Flotte mit Gewürzen, darunter mehr als 20 Tonnen Nelken im Hafen von Sevilla ein. Ab dem 17. Jahrhundert versuchte die Niederländische Ostindische Handelskompanie (V.O.C.) ihr Monopol für den den Anbau und Handel mit Gewürznelken mit Gewalt durchzusetzen. Tausende Menschen starben und Anbaugebiete wurden zerstört.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Gewürzmonopol der Niederländer durch ein britisches Kolonial-Interregnum gebrochen und schließlich löste der niederländische Staat die V.O.C. ab. In diesem Rahmen reiste der niederländische Botaniker Kaspar Georg Karl Reinwardt (1773-1854) nach Indonesien. Aus seinem Besitz gelangten 1823 die ältesten bekannten Nelkenschiffe von den Molukken in eine europäische Sammlung, das spätere Leidener Museum für Völkerkunde. Keines der vier dokumentierten Exemplare hat die Wirren der Zeit überstanden, sodass ihr Aussehen und ihre Fertigungsart unklar bleiben. Damit fehlt auch eine sichere Datierungshilfe für die vielen übrigen Nelkenschiffe in öffentlichen Sammlungen, etwa für das Kasseler Nelkenschiff, das als einziges bekanntes Exemplar Segel aus Tuch besitzt. Seine Enstehungszeit und Herkunft konnten bislang nicht geklärt werden. Möglicherweise gelangte aus der Sammlung des Missionars Reider in die ethnologische Sammlung der Stadt Kassel. In jener Zeit fertigten vor allem "auf Ambon [...] die christlich-einheimischen Bewohner aus den boenga lawang (Gewürznelken) allerlei Nippes" (Begleittext zu einem Leidener Nelkenschiff von 1909, zit nach Marschall 2021, S. 248). Es würde sich somit um ein typisches, für den wachsenden Markt zahlungskräftiger Touristen gefertigtes Exemplar handeln.
(07.03.2022, Antje Scherner)



Literatur:
  • Wolfgang Marschall: Schiffsmodelle aus Gewürznelken. In: Schiffe und Übergänge. Alfred Steinmanns Forschung zum Schiffsmotiv in Indonesien (2021), S. 241-251, S. 251.


Letzte Aktualisierung: 10.03.2022



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