|<<   <<<<   1 / 404   >>>>   >>|

Trompe l´oeil, Wand mit einem Teniers-Stich



Trompe l´oeil, Wand mit einem Teniers-Stich


Inventar Nr.: GK 1245 (1780/26)
Bezeichnung: Trompe l´oeil, Wand mit einem Teniers-Stich
Künstler / Hersteller: Franz de Hamilton (1623 - 1712), Maler/in, Zuschreibung
David d. J. Teniers (1610 - 1690), Inventor
Datierung: 1690 - 1710
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: Deutschland
Material / Technik: Öl
Maße: 65 x 51 cm (Bildmaß)
Beschriftungen: Signatur: FdH


Katalogtext:
Das Leinwandgemälde, das lange Zeit von einer dicken Wachsschicht bedeckt war, konnte erst kürzlich restauriert werden. Es zeigt eine an der Wand befestigte gemalte Druckgraphik. Mit vier roten Wachssiegeln ist das Blatt scheinbar an eine aus groben Holzbrettern mit Astlöchern gebildete Holzwand geklebt. Der Größenmaßstab des Gemäldes ist dazu angetan, den Betrachter in die Irre zu führen und nach dem Blatt greifen zu lassen. Durch Inschriften werden sowohl der Entwerfer der Komposition („Dawid Teners fesit“) sowie der Urheber des Kupferstichs („Coryn Boel . fpengsit“) benannt. Tatsächlich existiert ein solcher Kupferstich des niederländischen Stechers Coryn Boel nach einem Werk von David Teniers d.J., wobei der Maler des Trompe-l’œil-Gemäldes nur die Gruppe rechts aus der Vorlage übernommen hat (Hollstein III, Nr. 36, 19 x 24,5 cm). Zudem hat er noch eine dritte Inschrift angefügt, die jedoch heute nicht mehr einwandfrei zu entziffern ist und vielleicht seine eigene Signatur war.

Den Effekt der Täuschung verstärkt zudem eine Fliege, die sich gerade auf der linken nach vorne geknickten Ecke der Graphik niedergelassen zu haben scheint. Dieses Detail war zur Entstehungszeit des Gemäldes keineswegs neu, sondern stellte es in eine lange Traditionskette der Malereigeschichte. Bereits in der Antike diente die kleine, besonders schwierig darzustellende Fliege als Hinweis auf das Künstlerlob. So soll der Bildhauer Phidias winzig kleine Fliegenskulpturen hergestellt haben. In den Künstlerlegenden der Renaissance wird die täuschend echte Darstellung einer Fliege durch den Schüler zum Sinnbild früher Meisterschaft gegenüber dem Lehrer. So soll Giotto dies etwa in der Werkstatt des Cimabue vollbracht haben.

Erstmals ist das Werk im „Armatur- und Wachszimmer“ des Museum Fridericianum erwähnt. Es befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem „Quodlibet mit Palette und Lob der Malerei“ (GK 1246) und belegt das große Interesse an solchen Kunstwerken im 18. Jahrhundert in Kassel. Die Signatur unten rechts auf der gemalten Graphik läßt sich als "FdH" entziffern, so dass es sich um ein Werk Franz de Hamiltons handeln könnte.
(J. Lange, 2018)



Literatur:
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 364, Kat.Nr. A22.
  • Lange, Justus; Carrasco, Julia: Kunst und Illusion. Das Spiel mit dem Betrachter. Petersberg 2016, S. 38, Kat.Nr. 5.


Letzte Aktualisierung: 16.06.2021



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum