Prunkschrank mit Elfenbeinintarsien



Prunkschrank mit Elfenbeinintarsien


Inventar Nr.: KP 1972/1
Bezeichnung: Prunkschrank mit Elfenbeinintarsien
Künstler / Hersteller: Angelo De Amici (2. Halfte 19. Jh.), Hersteller
Giovanni Brambilla (um 1867), Stecher, Ausführung
Luigi Annoni (um 1867), Entwurf
Datierung: 1867
Objektgruppe: Möbel / Innenausstattung
Geogr. Bezug: Italien, Mailand
Material / Technik: Nußbaumfurnier mit schwarzer Schellackpolitur auf Nadelholzkern, Säulen massives Ebenholz, Elfenbeinintarsien, graviert sowie Elfenbein geschnitzt und gedrechselt.
Maße: ohne Bekrönung 337 x 258 x 71 cm (Objektmaß)
13,8 x 6,3 x 6,3 cm Bekrönung (Objektmaß)
13,1 x 5,8 x 5,8 cm Bekrönung (Objektmaß)
13,8 x 4,9 x 4,9 cm Bekrönung (Objektmaß)
Beschriftungen: Signatur: Auf der unteren mittleren Türfüllung: Annoni Luigi fece, Brambilla Giovanni scolpi. Milano 1867.


Katalogtext:
Der große Speisezimmerschrank wurde von dem Mailänder Möbelhersteller Angelo De Amici eigens für die 1867 in Paris stattfindende Weltausstellung gefertigt. Aufbau und Anlage des Schrankes verarbeiten Motive der italienischen Palastarchitektur der Renaissance. Auch die Scraffitofassaden der italienischen Renaissance mit hellem Ornament auf dunklem Grund klingen in der Gestaltung an. Die aufwendige Holz- und Elfenbeinverarbeitung - alle mit diesem Material denkbaren Techniken wie Schnitzen, Drechseln, Einlegen und Gravieren werden vorgeführt - wurden von der Kritik hochgelobt. Der Schrank galt ihr als "das ausgezeichnetste Werk der Kunsttischlerei mit eingelegter Arbeit, welches sich in der ganzen Ausstellung befindet".
Das Bildprogramm des Schrankaufsatzes widmet sich den drei Künsten Malerei, Dichtung und Skulptur. Die Medaillons unterhalb der Attika zeigen italienische Künstler: den Maler Raphael (1438-1520), den Dichter Dante (1265-1321) und den Bildhauer Michelangelo (1475-1569). Szenen auf drei Elfenbeintafeln im oberen Drittel der Schranktüren illustrieren das Wirken der Künstler: Links eine Atelierszene mit dem vor der Staffelei stehenden Raphael und einem sitzenden weiblichen Modell. In der Mitte Dante zwischen Figuren aus seiner "Göttlichen Komödie". Rechts Michelangelo im Atelier mit einer Figur von den Grabmälern der Medici in der Neuen Sakristei von S. Lorenzo in Florenz.
Die Bildfelder in den Ädikulen zeigen allegorische Darstellungen der drei Künste, eingebunden in Grotesken. Von Putten gehaltene Schriftbänder tragen die Namen RAFFAELLO und MICHELLANGELO sowie die Bezeichnungen PITTURA und SCULPTURA.
Die Figuren des Mittelfeldes werden ergänzt durch zwei Porträtmedaillons von Shakespeare und Torquato Tasso, deren Namen jeweils das Medaillon rahmen.
Drei Elfenbeintäfelchen, jeweils in einem schmalen Feld unterhalb der Ädikulen, tragen folgende Texte: "Raphael Sancius Urbinates/ Pictor Excellens Angelicus/ Nulli Secundus", "Dantes Alighieri Vates/ Divinus Italiae Linguae Pater" und "Michael Angelus Bonarota/ Pictor Sculptor Architecton/ Maximus Sublimis".
(9.8.2017, Antje Scherner auf Grundlage von Weinberger 1994, S. 38-40)



Literatur:
  • The Art Journal, The illustrated catalogue of the Universal Exhibition of 1867. London 1867, S. 105.
  • Historismus. Angewandte Kunst im 19. Jahrhundert. 4 Bde. Kassel 1987-1997, S. 38, Kat.Nr. 579.
  • Meyer, Jonathan: Great Exhibitions. London-New York-Paris-Philadelphia 1851-1900. London 2006, Kat.Nr. E37.
  • Schöner Schein. Luxustapeten des Historismus von Paul Balin. München 2016, S. 231.


Letzte Aktualisierung: 25.08.2023



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