Binokulares Fernrohr



Binokulares Fernrohr


Inventar Nr.: APK F 559
Bezeichnung: Binokulares Fernrohr
Künstler / Hersteller: Siméon Menard (Mesnard) (1665 - 1718)
unbekannt
Datierung: um 1700
Objektgruppe: optisches Demonstrationsgerät
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leder (teilweise vergoldet), Holz, Papier, Glas, Metall: Messing, Eisen
Maße: Kasten mitsamt Fernrohr 11 x 19 x 145 cm (Objektmaß)
Beschriftungen: Aufkleber: Ein Etikett mit ".50." auf dem Verschlußdeckel; vermutlich 1814er Inventar. Auch im 1816er Inventar; S.6, Nr. 45 in roter Tinte "50."). 2020 FHT


Katalogtext:
Ein binokulares Teleskop von Siméon Menard in Paris mit zwei Auszügen, mit dem man mit beiden Augen beobachten kann, wie es heute bei Feldstechern üblich ist. Es ist eines von vier derzeit noch bekannten Binokularen, die nach dem Privileg gebaut sind, das König Louis XIV. dem Mönch Cherubin d’Orléans 1677 erteilte.

Die mechanischen Teile der Binokulare wurden von Chapotot, die optischen Teile von Menard hergestellt. Als d’Orléans 1681 Paris verlies, schenkte er das Privileg diesen beiden Herstellern.
Die Menards haben über mehrere Generationen hinweg von etwa 1630 bis 1750 in Paris Instrumente sowie Brillen hergestellt und waren vor allem als Spiegelmacher und Optiker für ihre Qualität bekannt.

In dem mit goldgeprägtem und gefärbtem Leder bezogenen Holzkasten fehlen heute die Linsen. Noch erhalten sind Glasscheiben, die offenbar die Objektivlinsen schützten. Der Augenabstand wurde durch je eine Scherenmechanik am Okular und am Objektiv eingestellt, die mit einer Gewindespindel bewegt werden können. Ein Vierkant auf der Spindel ermöglicht das Einstellen von außen durch ein seitliches Loch im Kasten. Um die Sichtachsen beider Fernrohre aufeinander einzustellen war es nötig, den Abstand sowohl am Okular als auch am Objektiv einzustellen, was sehr umständlich war. Die Handhabung zusätzlich erschwerend waren das Gewicht und die Größe, weshalb das Binokular nur mit einem Stativ verwendet werden konnte.

Die Datierung 1698 – 1718 bezieht sich zum einen auf das früheste Jahr in dem Menard unter dem Siegel „A LA BELLE ETOILE“ firmierte und zum anderen auf sein Todesjahr. Die erste Erwähnung des Binokulars steht im Inventar der Optischen Kammer des Fürstlichen Kunsthauses in Kassel aus dem Jahr 1765.

Die abweichende Schreibweise in der Signatur (Mesnard statt Menard) weisen die Autoren Guillaume Blanchard und Francoise Launay den Handwerkern zu, die für die Lederdekoration und die Vergoldung zuständig waren.

Literatur: From Guillaume I. Menard (?c. 1610 – c. 1667) to his Great-grandchildren | Guillaume Blanchard und Francoise Launay | Bulletin of scientific Instrument Society | No. 159 | 2023

(B. Schirmeier, 2019 + F. Trier, 2024)



Literatur:
  • Optica. Optische Instrumente am Hof der Landgrafen von Hessen-Kassel. Petersberg 2011, S. 60.

Siehe auch:


  1. APK F 294: Binokulares Fernrohr, terrestrisch (reversed taper-type)


Letzte Aktualisierung: 28.02.2024



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