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Spiegelteleskop, nach Newton (Fernrohr)



Spiegelteleskop, nach Newton (Fernrohr)


Inventar Nr.: APK F 345
Bezeichnung: Spiegelteleskop, nach Newton (Fernrohr)
Künstler / Hersteller: Edward Scarlett (vor 1677 - 1743)
Datierung: vor 1728
Objektgruppe: optisches Gerät
Geogr. Bezug: London
Material / Technik: Holz, Messing, Eisen, Spiegelmetall, Glas, Faden
Maße: 464 mm Sucherfernrohr (Länge)
13,75 cm Hauptspiegel (Durchmesser)
2 cm Hauptspiegel (Dicke)
ca. 230 cm Hauptspiegel (Brennweite)
Tubus 137,5 cm (Länge)
Tubus über Achtkant 15,5 cm (Durchmesser)
Rohr lichte Weite 13,3 cm (Durchmesser)
Blendenring des Hauptspiegels 11,2 cm (Durchmesser)


Katalogtext:
Die Entwicklung des Spiegelteleskops dauerte von der ersten Idee Isaac Newtons bis zu einem praktikablen Instrument, das in größerer Stückzahl hergestellt werden konnte, fast 60 Jahre. Ein großer Hemmschuh bei der Umsetzung war die Herstellung von möglichst hochwertigem Spiegelmetall, das so viel Licht wie möglich reflektierte und dabei gut zu bearbeiten war, um das Material in die richtige Form zu bekommen.

Der Instrumentenbauer Edward Scarlett war einer der ersten, der Spiegelteleskope in größerer Stückzahl ab den frühen 1720er Jahren in London herstellte. Dieses Spiegelteleskop ist wahrscheinlich das erste seiner Art, das auf den europäischen Kontinent gelangte. Johann Friedrich Armand von Uffenbach konnte es 1728 bereits bei seinem zweiten Besuch im Kunsthaus (der erste war 1709) begutachten. Es war nach seinem Bekunden ein Jahr zuvor nach Kassel gekommen. Uffenbach zeigte sich beeindruckt von der Abbildungsqualität, bemängelte aber die sitzende Position, die ein Beobachter einnehmen musste. Der ihn begleitende Professor Heinrich Ludwig Muth erklärte ihm, dass er gerade dabei sei, ein dreibeiniges Stativ für das Teleskop zu entwickeln, um dem Astronomen eine stehende Position zu ermöglichen. Sollte er ein solches Stativ jemals gebaut haben, so ist es in der Sammlung des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts nicht mehr vorhanden. Ein weiterer Kritikpunkt war das geringe Gesichtsfeld, das bedeutet, dass ein Beobachter kein großes Gebiet am Himmel gleichzeitig beobachten konnte. Bei späteren Spiegelteleskopen trat dieses Problem nicht mehr auf.

Für Scarlett typisch ist der achteckige Holztubus, der hinten geöffnet werden kann. So lässt sich nach einer Beobachtung der Spiegel leicht herausnehmen. Besonders die frühen Spiegel waren sehr anfällig für kalte und feuchte Luft, liefen schnell an und mussten dann aufwendig nachpoliert werden. So konnte der wertvolle Spiegel bei Nichtbenutzung in einem trockenen Raum gelagert werden.

(B. Schirmeier, 2018)



Literatur:
  • Optica. Optische Instrumente am Hof der Landgrafen von Hessen-Kassel. Petersberg 2011, S. 61-62.
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 563, Kat.Nr. X.194.


Letzte Aktualisierung: 18.04.2024



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