Fernrohr auf Stativ
|
Inventar Nr.:
|
APK F 343 |
Bezeichnung:
|
Fernrohr auf Stativ |
Künstler / Hersteller:
|
Giuseppe Campani (1635 - 1715), Hersteller
|
Datierung:
|
vor 1700 |
Objektgruppe:
|
Fernrohr |
Geogr. Bezug:
|
Rom |
Material / Technik:
|
Holz, Pappe, Glas, Papier, Metall: Stahl (Stativ) |
Maße:
|
Gesamtlänge 1,7 m eingeschobene Tuben (Länge) Objektivlinse 78 mm (Durchmesser) Objektivlinse 4873-4993 mm (Brennweite) Objektivdicke 3,3 mm (Dicke) Objektivfassung 47 mm freie Öffnung (Durchmesser) Augenlinse 43,3 mm (Durchmesser) Augenlinse 5,1 mm (Dicke) Linse 1 von Augenlinse 46,5 mm (Durchmesser) Linse 1 von Augenlinse 6 mm (Dicke) Linse 2 von Augenlinse 47,4 mm (Durchmesser) Linse 2 von Augenlins 6 mm (Dicke) Gesamtgewicht Fernrohr 7,39 kg (Gewicht) Augenlinse 11 g (Gewicht) Linse 1 von Augenlinse 17 g (Gewicht) Linse 2 von Augenlinse 16 g (Gewicht) Objektivlinse 40 g (Gewicht)
|
Katalogtext:
Giuseppe Campani in Rom galt um 1700 als einer der besten Hersteller von optischen Instrumenten. Er stellte Teleskope mit großen Brennweiten zwischen vier und neun Metern her, von denen im Februar 1700 Landgraf Carl von Hessen-Kassel (1654-1730) bei seinen Besuchen in Campanis Werkstatt unter anderem eines für 30 Doppien kaufte. Das Teleskop F 343 passt mit seiner Brennweite von etwa fünf Metern in diese Kategorie. Carl wird es als Erweiterung seiner Sammlung leistungsstarker Teleskope erworben haben, ebenso wie das in der Sammlung erhaltene Campani-Luftteleskop F 184, das eine Brennweite von über 32 Metern hat.
Haupttubus und Auszüge sind achteckig, aus Holz gefertigt und sind mit ehemals rot gemustertem Papier beklebt, das im Laufe der Zeit durch Lichteinwirkung verbräunt ist. Nur im lichtgeschütztem Inneren ist die einstige Pracht noch sichtbar.
Das Objektiv hat viele Einschlüsse in Form kleiner, länglicher Luftblasen. Es wurde im Mai 2025 mit einem Interferometer sowie von Maciej Nowacki auf der Optischen Bank untersucht. Der Ronchi-Test zeigt parallele, jedoch etwas gebogene Linien, womit die Qualität der Schliffform als ca. 50 prozentige Annäherung an eine perfekte Form bezeichnet werden kann. Leichter, jedoch für die Abbildungsleistung unerheblicher Astigmatismus ist erkennbar. Das Testbild zeigt den Saturn mit scharf vom Planeten abgesetztem Ring, die dunkleren Streifen des Jupiters und sein großer Sturmwirbel sind ebenfalls deutlich sichtbar.
Das dreilinsige Okular ist in einem runden Tubus aus Pappe gefasst, der in den kleinsten Holztubus eingeschoben wird.
Trotz seiner Größe und der Verwendung von Holz ist es mit 7,4 Kg
Gesamtgewicht erstaunlich leicht und kann für den Transport auf die Länge von 1,7 Metern zusammengeschoben werden.
Das Teleskop wurde auf verschiedenen Kasseler Observatorien genutzt. Im Inventar von 1765 steht die Randnotiz, das Fernrohr sei "den 14. Februar 1767 auf das Oberneustädter Observatorium geschickt worden". Dieses war auf dem Dach des Palais Bellevue an der Straße "Schöne Aussicht". Am 6. Juni 1768 wurde es "zurück ins Kunsthaus geliefert und auf das dortige Observatorium gebracht".
Laut dem Inventar von 1816 ist es danach in der Zwehrenturm-Sternwarte, die im Zuge der Fertigstellung des Museum Fridericianum eingerichtet worden war.
Das im Nachtrag des Inventars von 1765 unter den Nummern 234 + 235 erwähnte, jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stativ, ist sehr wahrscheinlich erst in Kassel hergestellt worden. Dessen Rekonstruktion geschah anhand Fotos, die vor dem zweiten Weltkrieg angefertigt worden waren. Das zweite, baugleiche Stativ unter der Nummer 237 diente vermutlich als Auflager für ein etwas größeres, ebenfalls 1700 von Landgraf Carl erworbenes Campani-Teleskop, das heute leider verloren ist.
(B. Schirmeier, 2018 + F. Trier, 2025)
Literatur:
- Bungarten, Gisela [Hrsg.]: Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 564, Abbildung S. 564, Kat.Nr. X.196.
Letzte Aktualisierung: 08.07.2025