Brennspiegel



Brennspiegel


Inventar Nr.: APK F 138
Bezeichnung: Brennspiegel
Künstler / Hersteller: Francois Villette (1621 - 1698)
Datierung: um 1670; um 1669
Objektgruppe: Hohlspiegel (Optisches Instrument)
Geogr. Bezug: Lyon
Material / Technik: Metall: Spiegel aus Bronzeguß, gefasst in zwei halbkreisförmigen, geschmiedeten Eisenreifen mit Stoßnähten an der horizontalen Drehachse; der linke Stoß (vor dem Hohlspiegel stehend) ist mit einer mitdrehenden Eisenhülse verschlossen, der rechte Stoß steckt in einer im Lager fixierten Hülse die vermutlich aus Weichmetall besteht; die linke Lagerschale ist horizontal geteilt und verstiftet, die Rechte ist ohne Teilung; beidseitig sind glockenförmige und mitdrehende Abschlüsse aus Eisen aufgesetzt, die zentral eine Vierkantaufnahme besitzen; zwischen Mutter und Lager befinden sich jeweils Reibscheiben aus Messing; jeweils zwei Schlitzschrauben stehen senkrecht auf den Lagern, haben aber heute keine Verbindung zur Drehachse mehr, da es sich scheinbar um ein Sackloch handelt; es könnte auch ein eingesetztes Druckstück aus Eisen sein, dies wurde nicht näher untersucht; vermutlich dienten die Schlitzschrauben der Arretierung des Spiegels, über Reibung auf der Achse, oder deren Hülsen. Halbkreisförmiger, geschmiedeter Eisenträger, mittig mit zylindrischem Drehzapfen. Dreibein aus geschmiedetem, geschnittenem und ziseliertem Eisen; die Außenseite des zentralen Drehlagers ist aus fünf horizontalen Schichten zusammengelötet, die innenliegenden, horizontalen und vertikalen Gleitflächen des Lagers sind aus Messing; die drei Beine sind mit dem Drehlager verlötet, möglicherweise aber auch formschlüssig verbunden. Unter den Halbschalen unter den Vogelfüßen befinden sich 360° schwenkbare Rollen aus Eisenträgern und Messinglaufflächen, die heute nicht mehr beweglich sind.
Maße: 1347 mm Gesamt (Durchmesser)
Brennweite 1177 mm (Länge)
Spiegel 12 mm Randbereich (Dicke)
Gesamthöhe mit Sockel 187 cm (Höhe)
1185 mm Spiegelfläche (Durchmesser)
75 mm Spiegelwölbung (Tiefe)
ca. 2378 mm Spiegelradius (Radius)
zyl. Zapfen Drehlager 15 x 3,95 x 3,95 cm (Objektmaß)
Reibscheibe 5 mm zwischen Mutter und Horizontallager (Dicke)


Katalogtext:
Brennspiegel von Francois Villette waren zu ihrer Zeit Hochtechnologie-Instrumente und entsprechend teuer. Der Kasseler Villette-Spiegel erlebte nach seiner Herstellung eine wahre Odyssee, bevor er nach Hessen kam. Er wurde nach seiner Fertigstellung nach Paris gebracht und dort zum Verkauf angeboten. Es fand sich aber ob des hohen Preises kein Käufer. König Ludwig XIV. hatte bereits einen gekauft, und seine „Spendierfreude“ war nicht unbegrenzt. So wurde der Spiegel in die niederländische Provinz Brabant verbracht, wo man hoffte, einen Käufer zu finden. Aber auch dort fand sich keiner, genauso wenig wie in London. Überall erregte der Spiegel bei Vorführungen großes Aufsehen, jedoch war der verlangte Preis zu hoch. Wieder zurück nach Brabant geschickt, erregte er das Interesse von Prinz Wilhelm, des spätere Landgraf Wilhelm VIII von Hessen-Kassel, der 1713 zum Gouverneur in Brabant ernannt worden war Er kaufte letztendlich den Spiegel für 1.000 Pistols (ca. 5.000 Reichstaler) und ließ ihn zu seinem Vater Landgraf Carl nach Kassel schicken.

(B. Schirmeier, 2018)



Literatur:
  • Bungarten, Gisela [Hrsg.]: Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 569, Abbildung S. 569, Kat.Nr. X.203.


Letzte Aktualisierung: 26.11.2024



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