Heliochronometer (Ringsonnenuhr mit Minutenablesung, mit Kompaß)

Katalogtext:
John Rowley, der seit 1715 den Titel „Master of Mechanicks to the King“ trug, fertigte diese Sonnenuhr um 1718 im Auftrag des englischen Königs George I. an. Sie war ein Geschenk des Königs an Landgraf Carl von Hessen-Kassel (1654-1730). So findet sich im Ausgabenbuch des Königs für den Mai 1718 folgende Zahlungsanweisung: „to John Rowley for a large universal [sun] Dyal engraved and silvered with a pedestal and case presented by his Majesty to the Landgrave of Hesse Cassel, 64 Pound 10 Shilling“. Andere Empfänger solcher Sonnenuhren von John Rowley waren unter anderem der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Karl VI. (1685–1740) und der russische Zar Peter der Große (1672–1725). Rowley begab sich 1718 im Auftrag des Königs auf eine Reise, die unter anderem nach Kassel führte, wo er seine Sonnenuhr vorführte und überreichte.

Rowleys Sonnenuhren zeichneten sich durch eine technische Neuheit aus, die sie als diplomatische Geschenke besonders auszeichneten. Er führte eine Mechanik für Ringsonnenuhren ein, die es ermöglichten, die Zeit über einen Stunden- und Minutenzeiger abzulesen. Die Nachführung des Ringes, um die Sonne korrekt einfallen zu lassen, musste aber weiterhin per Hand gemacht werden, es existiert also keine angetriebene Uhrenmechanik. Dadurch konnte auf der Sonnenuhrscheibe mehr Platz geschaffen werden, und es war mehr Fläche für Gravuren vorhanden. So finden sich auf den Sonnenuhren für Kaiser Karl VI. und Zar Peter den Großen auch ihre Wappen. Aus unbekannten Gründen fehlt auf dieser Sonnenuhr das hessen-kasselsche Wappen.

(B. Schirmeier, 2018)

• Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 196-197, Kat.Nr. III.49.