|<<   <<<<   200 / 218   >>>>   >>|

Silbermedaille auf die Einweihung des Lyceum Fridericianum



Silbermedaille auf die Einweihung des Lyceum Fridericianum


Inventar Nr.: KP MK 480/8
Bezeichnung: Silbermedaille auf die Einweihung des Lyceum Fridericianum
Künstler / Hersteller: Friedrich II. Landgraf von Hessen-Kassel (1720 - 1785), Münzherr
Johann Conrad Körner (1722 - 1780), Medailleur
Datierung: 1779
Objektgruppe: Münze
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Silberlegierung, geprägt
Maße: 6,97 g (Gewicht)
28,7 mm (Durchmesser)
1,7 mm (Dicke)
Provenienz:Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 429 (3.11.2021), Los 1559
Beschriftungen: Signatur: KÖRNER
FRIEDERICUS II D.G. HASS. LANDG. HAN. COM.
LYCEUM FRIEDERICIANUM.
FVND.ET INAVG. CASSELI DIE NATAL. XIV AVG MDCCLXXIX


Katalogtext:
Die kleine, nur knapp 7 Gramm schwere Silbermedaille erinnert an die Gründung des Lyceum Fridericianum, des heutigen Kasseler Friedrichsgymnasiums, im Jahr 1779. Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel ließ zu diesem Anlass mehrere Medaillen prägen, die sich in Größe und Gewicht unterschieden. Die hier vorgestellte kleinere Medaille ähnelte der großen im Bild von Vorder- und Rückseite. Dargestellt ist der Kopf des Landgrafen nach rechts blickend mit einem Zopfband im Nacken. Die Rückseite stellt einen Aufriss des Lyceumsgebäudes dar, wobei die lateinische Inschrift im Abschnitt besagt, dass es am Geburtstag des Landgrafen, am 14. August (1779), gegründet und eingeweiht worden sei.
Hoffmeister verweist sind seinem Kommentar zur größeren Medaille auf die Funktion dieser Gepräge. Sie sollen am Einweihungstag in Gold und Silber unter Lehrer und Schüler verteilt worden sein. Goldabschläge sind bislang jedoch nicht bekannt geworden.
Die kleinere Medaille fällt überdies durch die eigenwillige Schreibung des landgräflichen Namens auf, wie Hoffmeister herausstellt: "Die Schreibart FRIEDERICUS und FRIEDERICIANUM anstatt FRIDERICUS und FRIDERICIANUM [...] ist kein bloßer Druck - oder Geprägefehler, sondern hat leider die hist. Bedeutung, dass die damaligen hess. Gelehrten wirklich uneinig und ungewiss waren, ob man den Buchstaben E in der lateinischen Form der obigen beiden Wörter aufzunehmen oder wegzulassen habe. Die unrichtige Ansicht von der Beibehaltung des Buchstaben E behielt sogar die Oberhand, nachdem man von Berlin auf die Anfrage, wie es bei ähnlichen Gelegenheiten vom König Friedrich II. gehalten werde, eine ungenügende Antwort erhalten hatte, da sich Friedrich der Grosse bekanntlich fast immer in französischer Form Fréderic zu unterzeichnen pflegte. Die an dem Gebäude noch jetzt vorhandene marmorne Inschrifttafel trägt in vertieften Buchstaben ebenfalls die unrichtige Schreibart LYCEUM FRIEDERICIANUM. zum bleibenden Gedächtnisse jenes Fehlers." (Hoffmeister 1862, S. 51f., Nr. 2488).
Die kleine Medaille verewigt somit nicht nur die Gründung einer bis heute beliebten Kasseler Schule, sondern auch einen Gelehrtenstreit über die Namensschreibung des Landesherren. Als Einschulungspräsent, das in der hier vorgestellten kleineren Variante wahrscheinlich für die Schüler bestimmt war, darf die Medaille auch kulturhistorischen Wert beanspruchen - als ein zwar fehlerhafter, aber gleichwohl niveauvoller Vorläufer der Schultüte.
(19.11.2021 Antje Scherner)



Literatur:
  • Hoffmeister, Jacob C. C.: Historisch-kritische Beschreibung aller bis jetzt bekannt gewordenen hessischen Münzen und Marken in genealogisch-chronologischer Reihenfolge. Leipzig 1862 ff, S. 51, Kat.Nr. 2488.
  • Schütz, Artur: Die hessischen Münzen des Hauses Brabant, Teil IV 1670-1866. Anhang: Königreich Westfalen 1807-1813. Frankfurt am Main 1998, Kat.Nr. 1967.1.
  • Müller, Horst-Dieter: Typenkatalog Münzen und Medaillen der hessischen Landgrafschaften von 1483 bis 1803/1806 : Gesamtstaat von 1483-1567, Hessen-Rheinfels 1567-1583, Hessen-Marburg 1567-1604, Hessen-Kassel 1567-1803, Hessen-Darmstadt 1567-1806, Hessen-Homburg 1623-1806. Regensburg 2019, Kat.Nr. 2726 b.


Letzte Aktualisierung: 10.12.2021



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum