Ein Bacchusfest



Ein Bacchusfest


Inventar Nr.: GK 462
Bezeichnung: Ein Bacchusfest
Künstler / Hersteller: Gérard de Lairesse (1640 - 1711), Maler/in
Datierung: um 1680
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 130 x 157 cm (Bildmaß)
155 x 181 x 8,5 cm (Objektmaß)
Provenienz:erworben vor 1749 durch Wilhelm VIII.; 1807 bis 1815 im Zuge der Konfiszierung deutscher Kunstwerke durch Frankreich als Exponat im Musée Napoléon, Paris
Beschriftungen: Signatur: G. Lairesse


Katalogtext:
Antike Ruinen bilden die Kulisse für das Treiben von Bacchus, dem Gott des Weines, der sich fast vollständig entkleidet in elegantem Kontrapost dem Betrachter präsentiert. Der Blick ist bereits vom Alkohol vernebelt, während die Stimmung des ausgelassenen Festes ihren Höhepunkt erreicht. Tamburine, Panflöte und Zimbeln begleiten das Geschehen musikalisch, Faune und Nymphen geben sich dem Weingenuss und Liebesspiel hin.
Im Hintergrund bereichern eine Hermesbüste und antike Reliefs die Darstellung, am rechten Bildrand halb verdeckt ist eine bisher ungedeutete Opferszene mit Priester zu sehen. Bacchanalien zu Ehren des Gottes Bacchus wurden in der Antike üblicherweise mit Opferhandlungen verbunden, so dass dieses Motiv als erweiterter Kommentar zu dem im Vordergrund stattfindenden Bacchanal gelesen werden kann.

Gerard de Lairesse widmete sich in seinem Œuvre häufiger dem Themenkreis der Bacchanalien, die unter anderem in den Metamorphosen des Ovid geschildert werden. Typisch ist die Orientierung an antiken Skulpturen, die den Künstler als konsequenten Vertreter des Klassizismus ausweist. In dem Kasseler Gemälde zitierte er beispielsweise für die hinter Bacchus liegende Nymphe mit erhobenem Arm den Figurentypus der „Schlafenden Ariadne“.
Lairesse, der sich vor allem der Historienmalerei und den Idealen der französischen Akademie zuwandte, wurde von Zeitgenossen gerne mit Nicolas Poussin (1594-1665) verglichen. Außerdem tat er sich als Autor hervor und verfasste Biographien niederländischer Künstler seiner Zeit sowie Texte zur Kunsttheorie. Darin formulierte er den Anspruch, dass die Malerei von „Harmonie, Schönheit und Grazie“ geprägt sein sollte (Ekkehard Mai, Ausst. Kat. Köln/Dordrecht/Kassel 2007, S. 41).
(T. Trümper, 2011)



Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 16, Nr. 163.
Literatur:
  • Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 1, Kat.Nr. 2.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 85, Kat.Nr. 515.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 102, Kat.Nr. 602.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 62, Kat.Nr. 602.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 58, Kat.Nr. 602.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 272-273, Kat.Nr. 426.
  • Voll, Karl: Die Meisterwerke der königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. München 1904.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 36, Kat.Nr. 462.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 42, Kat.Nr. 462.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 39, Kat.Nr. 462.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 65, Kat.Nr. 462.
  • Vogel, Hans; Bode, Arnold; Schuh, Ernst: Gemälde der Kasseler Galerie kehren zurück. Ausstellung Kunsthistorisches Museum Wien 20.12.1955 - 5.2.1956, Hessisches Landesmuseum Kassel 18.3.1956 - 30.9.1956. Kassel 1955, S. 16, Kat.Nr. 31.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 85, Kat.Nr. 462.
  • Bernt, Walther: Die Niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts. 2. Aufl. München 1960/62, Kat.Nr. 471.
  • Haak, B.: Rembrandt. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Köln 1969, S. 316, Kat.Nr. 537.
  • Lehmann, Jürgen M.; Verein der Freunde der Kasseler Kunstsammlungen, Kassel e. V. (Hrsg.): Gemäldegalerie Alte Meister. Schloß Wilhelmstal. Bildheft mit 100 Meisterwerken. Kassel 1975.
  • Bernt, Walther: Die Niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts. 4. Aufl. München 1979/80, S. 29 (Bd. 2), Kat.Nr. 699.
  • Bernt, Walther: Die niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts. 905 Künstler mit 2280 Abbildungen in fünf Bänden. 4. Aufl. München 1980, S. 29 (Bd. 2), Kat.Nr. 699.
  • Roy, A.: Gérard de Lairesse (1640-1711). Paris 1992, S. 287-288, Kat.Nr. P. 124.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 166.
  • Savoy, Bénédicte: Patrimoine annexé: Les biens culturels saisis par la France en Allemagne autour de 1800. Paris 2003, S. 202, Kat.Nr. 453.
  • Ekkehard Mai u.a.: Vom Adel der Malerei. Holland um 1700. Köln 2007, S. 41, 180, Kat.Nr. 38.
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 132, Kat.Nr. 45.
  • Beltman, Josien; Knolle, Paul; Mohr, Quirine van der Meer: Eindelijk! De Lairesse. Klassieke schoonheid in de Gouden Eeuw. Zwolle 2016, S. 128f, Kat.Nr. 108.


Letzte Aktualisierung: 15.11.2021



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