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Der Triumph des Bacchus



Der Triumph des Bacchus


Inventar Nr.: GK 109
Bezeichnung: Der Triumph des Bacchus
Künstler / Hersteller: Jacob Jordaens (1593 - 1678), Maler/in
Datierung: 1640er-Jahre
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leinwand
Maße: 205 x 153 cm (Bildmaß)
222 x 172 x 9 cm mit RSS (Rahmenmaß)
Provenienz:erworben vor 1749 durch Wilhelm VIII.


Katalogtext:
Im Unterschied zu der im 17. Jahrhundert häufigeren Darstellung des Weingottes als trunkener, dickleibiger Mann wird dieser hier als athletischer Jüngling gezeigt. Er steht im Bildzentrum in elegant-klassischem Körperschwung, der an einen Kontrapost denken lässt, und hält in seiner Rechten einen mit Weinlaub und Trauben umwundenen Fackelstab. Umgeben ist er von einer jungen Frau mit einem Korb Trauben in den Händen, einem himmelwärts blickenden Dunkelhäutigen mit einem Schellenkranz in der Hand sowie einer älteren Frau, die ihm Wein in das Glas nachschenkt. Ein junger Mann, der einen kräftigen Schluck aus der Flasche nimmt, sowie ein schelmisch lachender Satyr schließen die Szene nach rechts ab. Im Vorgrund sind schließlich noch zwei Kinder, die mit Ziegen spielen zu sehen. Die Komposition ist dicht gedrängt und erinnert darin an römische Sarkophage. Deutlicher tritt dies sogar noch in der Entwurfszeichnung in Frankfurt zutage (Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 13.957). Vom klassischen arkadischen Personal ist im Gemälde nur der Satyr geblieben. Durch die Hinzufügung der anderen Personen erweitert Jordaens die Szene zu einer Allegorie der Lebensalter. Bacchus wird somit als ein allumfassender Gott vor Augen geführt, in dessen Wirkungskreis das ausgelassene Treiben bei Weingenuss, Musik und Tanz für jung und alt fällt.

Die Figur des Weingottes erinnert in ihrer jugendlichen Physiognomie, der weich modellierten Körperhaltung und dem in seiner Linken gehaltenen Weinglas an Caravaggios „Bacchus“ in den Uffizien in Florenz. Üblicherweise wird der Weingott als Rechtshänder gezeigt wie in Rubens’ Gemälde in St. Petersburg. Das auf übermäßigen Weingenuss zurückzuführende Standmotiv des Weingottes in Jordaens’ Gemälde zeigt wiederum Reminiszenzen an Michelangelos berühmte Skulptur im Bargello , die bisweilen als Antike angesehen wurde wie die Zeichnung von Maarten van Heemskerck von 1533-36 verdeutlicht, welche die Skulptur im Garten von Jacopo Galli in Rom umgeben von antiken Fragmenten zeigt. Aber auch antike Statuen des jungen Weingottes könnten als Anregung gedient haben wie der sog. Bacchus Richeleu. Den Erfolg von Jordaens’ Komposition belegen nicht nur Kopien bzw. Werkstattarbeiten in Arras, Le Puy, Warschau und ehemals New York , sondern auch die Einfügung in verschiedene Kabinettbilder des Johann Georg Platzer.
(J. Lange, 2013)

Schaudies schlägt als Vorbilder die antiken Bacchusstatuen vor, bspw. im Besitz des Kardinals Richelieu, der Sammlung Della Valle, reproduziert in Antonio Lafreris Speculum Romanae magnificentiae, sowie in Francois Periers Segmenta nobelium signorum et statuarum und insbesondere der jugendliche Körper des Borghese Kentauren. (Irene Schaudies, 'Boistrous druncken headed imaginary gods': The Bacchic Bodies of Rubens and Jordaens, in: Cordula van Wyhe, Rubens and the Human Body, Turnhout 2018, S. 317-339, hier S. 325-326)



Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 33, Nr. 321.
Literatur:
  • Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 35, Kat.Nr. 1.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 39, Kat.Nr. 235.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 45, Kat.Nr. 269.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 30, Kat.Nr. 269.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 26, Kat.Nr. 269.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 70, Kat.Nr. 100.
  • Rooses, Max: Jordaens' Leben und Werke. Stuttgart/Berlin/Leipzig 1890, S. 91-92.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 33, Kat.Nr. 109.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 39, Kat.Nr. 109.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 13, Kat.Nr. 108.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 26, Kat.Nr. 109.
  • Puyvelde, Leo van: Jordaens. Paris/Brüssel 1953, S. 112.
  • Vogel, Hans; Bode, Arnold; Schuh, Ernst: Gemälde der Kasseler Galerie kehren zurück. Ausstellung Kunsthistorisches Museum Wien 20.12.1955 - 5.2.1956, Hessisches Landesmuseum Kassel 18.3.1956 - 30.9.1956. Kassel 1955, S. 15, Kat.Nr. 27.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 78, Kat.Nr. 109.
  • Schnackenburg, Bernhard: Flämische Meister in der Kasseler Gemäldegalerie. Kassel 1985, S. 38, Kat.Nr. 59.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 161-162.
  • Joost Vander Auwera u.a.: Jordaens und die Antike. Brüssel/Kassel 2012, S. 205, Kat.Nr. 75.
  • Lange, Justus: Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel als Sammler von Jacob Jordaens – ein Beitrag zu seiner Wertschätzung im 18. Jahrhundert, S. 382-385.


Letzte Aktualisierung: 29.05.2020



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