Bildnis eines Dominikanermönchs



Bildnis eines Dominikanermönchs


Inventar Nr.: GK 1151
Bezeichnung: Bildnis eines Dominikanermönchs
Künstler / Hersteller: Alonso Cano (1601 - 1667), Maler/in
Dargestellt: unbekannt, Dargestellt
Datierung: nach 1660
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leinwand
Maße: 74 x 61,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland seit 1969
Beschriftungen: Stempel: verso Leinwand S.G.


Katalogtext:
Alonso Cano gilt als einer der vielseitigsten Künstler des »Siglo de Oro«. Neben architektonischen und bildhauerischen Arbeiten schuf er ein umfangreiches malerisches Œuvre, darunter auch einige wenige Bildnisse. Das heute in Kassel befindliche Portrait gehört zu seinen spätesten Werken.
Das Brustbild des wohlbeleibten Geistlichen nimmt das gesamte annähernd quadratische Bildformat ein. Der Dargestellte tritt so dem Betrachter unmittelbar gegenüber. Durch den schwarz-weißen Habit ist er als Mitglied des Dominikanerordens ausgezeichnet. Seine rechte Hand ruht auf einem Folianten, wobei der Zeigefinger eine Stelle des geschlossenen Buches markiert. Diese Geste sowie der freundliche Gesichtsausdruck erzeugen einen Eindruck von ungewöhnlicher Lebensnähe und Präsenz. Die von Wethey geäußerte Vermutung, dass hier der Bischof von Málaga, Alonso de Santo Tomás dargestellt sein könnte, lässt sich durch Vergleiche mit anderen Bildnissen des Würdenträgers ausschließen (vgl. Camacho Martínez 1999, S. 348–350).
Bislang ist die Provenienz des Gemäldes nur bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückzuverfolgen, als es in der Sammlung des Don Sebastián Gabriel de Borbón in Madrid verzeichnet wurde. Im Verzeichnis der Sammlung von 1835 heißt es: »13. Otro id. de 2 pies y 8 pulgadas de alto, por 2 y 4 de ancho. Retrato de un Padre del Orden de Predicadores. Restaurado por Bueno. Tiene marco tallado y dorado… Alonso Cano« (Agueda 1982, S. 105). Die Sammlung wurde 1837 konfisziert und im neu gegründeten Museo de la Trinidad in Madrid ausgestellt. Dort sah der britische Kunstkenner William Stirling-Maxwell (1818–1878) Canos Portrait. In seinen Annals of the artists of Spain von 1848 schreibt er: »The National Museum at Madrid, likewise, has the head of a rosy-faced laughing monk, in a black and white habit, ›a round fat oily man of God‹, probably the wag of some Benedictine convent, a humorous portrait, of which the effect is heightened by the ecstatic saints and ghastly martyrs that cover the surrounding walls« (Corpus Alonso Cano 2002, S. 604). Wenig später sieht es dort auch Johann David Passavant (1787–1861), der es als ein »vorzüglich schön koloriertes Portrait« bezeichnet (Passavant 1853, S. 106). In dieser Zeit schuf Vicente Camarón y Torra (1803–1864) eine Lithographie nach dem Gemälde.
Während Wethey das Gemälde (das er wohl nur von Fotos kannte) als »wenig inspiriert« empfand, unterstrich Ayala Mallory gerade die »evidente Sinnlichkeit« des Portraits. In der Tat besticht das aus der Spätzeit Canos nach 1660 stammende Gemälde durch die physische Präsenz des Modells und bildet sicherlich einen Höhepunkt seines nur wenig umfangreichen Portraitschaffens.
(J. Lange, 2015)



Literatur:
  • Passavant, Johann David: Die christliche Kunst in Spanien. Leipzig 1853, S. 106.
  • Voß, Hermann; Harms, Juliane: Romanische Schulen ausgestellt in der Gemäldegalerie Wiesbaden Sommer 1938. Gemäldesammlung Heinrich Scheufelen. Stuttgart-Oberleuningen. Wiesbaden 1938, Kat.Nr. 11.
  • Wethey, Harold E.: Alonso Cano. Painter, Sculptor, Architect. Princeton 1955, S. 92-94, 172.
  • Lehmann, Jürgen M.: Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Katalog 1. Italienische, französische und spanische Gemälde des 16.-18. Jahrhunderts. Fridingen 1980, S. 69, Kat.Nr. L 148.
  • Agueda, Mercedes: La colección de pinturas del infante Don Sebastián Gabriel, in: Boletín del Museo del Prado 7 (1982), S. 102-117. 1982, S. 105.
  • Ayala Mallory, Nina: Del Greco a Murillo. La pintura del Siglo de Oro, 1556-1700. Madrid 1991, S. 132-133.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 77.
  • Camacho Martínez, Rosario: Alonso Cano y el barroco en Málaga, in: Figuras e imágenes del Barroco. Estudios sobre el barroco español y sobre la obra de Alonso Cano, Madrid 1999, S. 323-354. 1999, S. 348-350.
  • Corpus Alonso Cano. Documentos y Textos, hrsg. von Ángel Aterido Fernández, Madrid 2002. Madrid 2002, S. 604.
  • González Segarra, Sebastián: Recopilaciones y apuntes: Alonso Cano pintor y Málaga, in; Isla de Arriarán, XXVI, diciembre 2005, S. 39–71. 2005, S. 48.
  • Lange, Justus: Die Landgrafen von Hessen-Kassel als Sammler spanischer Gemälde, in: Greco, Velázquez, Goya. Spanische Malerei aus deutschen Sammlungen. Ausstellungskatalog Bucerius Kunst Forum Hamburg u.a., München u.a. 2005, S. 206-211, S. 210.
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 114, Kat.Nr. 37.


Letzte Aktualisierung: 09.11.2020



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