Stillleben mit Blumen und Früchten



Stillleben mit Blumen und Früchten


Inventar Nr.: GK 978a (1875/1411)
Bezeichnung: Stillleben mit Blumen und Früchten
Künstler / Hersteller: Johann Amandus Wink (1748/54 - 1817), Maler/in
Datierung: 1785 - 1787
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: München
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 57,7 x 142 cm (Bildmaß)
Provenienz:erworben 1963 von der Kunsthandlung Peter Flory, Wiesbaden


Katalogtext:
In querformatiger Anordnung sind auf einem schwarzweißen Steinboden Blumen und Früchte in verschiedenen Schalen und Vasen zu einem reichen Stillleben arrangiert. In der Bildmitte, durch das helle Kolorit und die Lichtführung besonders hervorgehoben, liegen vor einer Silberschale rote und grüne Weintrauben und mehrere große Blumen in voller Blüte, darunter Pfingstrosen, Tulpen, Stiefmütterchen und Wiesenblumen. Sie bilden den farbigen Hauptakzent. Ein zweites, detailreiches Blumenarrangement mit Nelken, Rittersporn, Rosen, Tulpen und Veilchen ist in einer Louis-Seize-Prunkvase in der linken Bildhälfte vor einer antiken Marmorplatte aufgebaut. Farblich aufeinander abgestimmt, zieren Rüben, Pfirsiche und Kohlblätter die Umgebung. In der gegenüberliegenden rechten Bildhälfte, etwas versetzt im Hintergrund, steht eine Schale mit dunklen Weintrauben und Pfirsichen. Weitere Früchte liegen am Boden, darunter eine Melone, Weintrauben und Pfirsiche, Melonen, ein Granatapfel und eine Birne, Johannisbeeren und einige Nüsse.
Wie in Wincks Stillleben üblich, tauchen auch hier verschiedene Tiere auf: ein Rotkehlchen und ein Fink in einem Nest, farbenprächtige Schmetterlinge, Schnecken, Raupen und eine Maus, die an einer Walnuss nagt. Die traditionelle Vanitas-Bedeutung der Tiere, die – wie in der Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts verbreitet – auf die Hinfälligkeit alles Irdischen weisen, da sie die köstlichen Gaben der Natur zerstören, dürfte bei Winck noch von Bedeutung sein.
Das Gemälde gehört zu einer Gruppe von vier Stillleben in querrechteckigem, größerem Bildformat, die Winck zwischen 1785 und 1787 ausgeführt hat und die in der Komposition und in den Motiven recht ähnlich sind, wenngleich in den anderen Gemälden die Tiere mehr Raum einnehmen. Dazu gehören zwei im Zweiten Weltkrieg verbrannte Stillleben, ehemals im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, und ein Gemälde in Schweizer Privatbesitz. Die in abgewandelten Anordnungen auftauchenden Louis-Seize-Prunkvasen und Tafelaufsätze, die Schalen, Körbe und Steinguttöpfe sowie die Darstellung von Eichhörnchen, Meerschweinchen, Mäusen und Vogelnestern, Schmetterlingen, Raupen, Wespen und Schnecken sind der flämischen Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts entlehnt, etwa Werken von Frans Snyders (1579-1657) und Jan Fyt (1611-1661). Ursprünglich wurden die querrechteckigen Gemälde wohl als Supraporten verwendet, waren somit als Pendants komponiert, so dass es auch zum vorliegenden Gemälde ein Gegenstück gegeben haben dürfte, dessen Verbleib aber nicht bekannt ist.
(S. Heraeus, 2003)



Literatur:
  • Woeckel, Gerhard P.: Der Stillebenmaler Johann Amandus Winck. In: Kunst in Hessen und am Mittelrhein 3 (1963), S. 70-106, S. 73, 83, Kat.Nr. 9, 7, 8, 11 (Vergleichsbeispiele).
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 349-350, Kat.Nr. 327.


Letzte Aktualisierung: 19.01.2022



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