Allegorie auf die glückliche Regierung des Landgrafen



Allegorie auf die glückliche Regierung des Landgrafen


Inventar Nr.: GK 1063a
Bezeichnung: Allegorie auf die glückliche Regierung des Landgrafen
Künstler / Hersteller: Johann Heinrich d. Ä. Tischbein (1722 - 1789), Maler/in
Friedrich II. Landgraf von Hessen-Kassel (1720 - 1785), Dedikator
Datierung: 1764
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Öl
Maße: 144 x 65,3 cm (oben halbrund geschlossen, unten segmentförmig ausgeschnitten) (Bildmaß)
157 x 81 x 6 cm mit RSS (Rahmenmaß)
Provenienz:erworben 1969 von Landgraf Philipp von Hessen; 1772 Orangerie, Kabinett; im Auftrag von Landgraf Friedrich II.
Beschriftungen: Signatur: bez. u.l. (auf dem Steinsockel): JHTischbein (Initialen ligiert) Pinx: 1764.
verso Aufkleber: kurfürstlich Nr. 413


Katalogtext:
Das Fürstenlob in gelehrten Allegorien zu verkünden, wie sie in Ikonologien und Emblembüchern kanonisch festgeschrieben waren, gehörte zu den geläufigen Aufgaben des Hofkünstlers (GK 941, 1875/745). Im vorliegenden Gemälde, das dem Bildtypus höfischer Huldigungsbilder entspricht und die Herrschertugenden des Hauses Hessen-Kassel versinnbildlicht, sitzt die Allegorie der landgräflichen Regierung als thronende Hauptfigur mit einem Szepter in der Rechten und in einem weißen Gewand und hermelingefüttertem, goldfarbenem Mantel zu Füßen einer Pyramide. Durch Cesare Ripas »Iconologia« war die Pyramide ein bekanntes Symbol für den Ruhm des Herrschers. Den Blick nach oben gerichtet, wird sie gekrönt von Minerva, die zugleich Göttin der Weisheit und der klugen Kriegsführung wie auch Schutzpatronin der Künste und Wissenschaften ist. Minerva fliegt von rechts in einem wehenden blauen Mantel auf einer Wolke herbei und hält in der erhobenen rechten Hand einen Lorbeerkranz, in der linken die Lanze und den Schild mit dem Gorgonenhaupt. Zur Linken und Rechten der landgräflichen Regierung sitzen die beiden Herrschertugenden Klugheit und Gerechtigkeit. Prudentia hält in den Händen den Spiegel und einen Stab, um den sich eine Schlange windet – Symbol ihres Wissens. Justitia, deren Augen verbunden sind, hat die Doppelwaage in der linken und die Lanze in der rechten Hand.
Das Gemälde war Teil einer Wanddekoration »in einem Kabinette des Fürstlichen Orangeriegebäudes zu Cassel« (Engelschall 1797, S. 104). Landgraf Carl (1654-1730) hatte die Orangerie zwischen 1701 und 1710 als Sommersitz in der Kasseler Aue errichten lassen. Auch noch sein Enkel Landgraf Friedrich II. bewohnte die Residenz in den Sommermonaten und veranstaltete dort während der Oberneustädter Messe Konzerte und Maskenfeste für seine auswärtigen Gäste. Er nahm in der Innenausstattung gewisse Veränderungen vor, in deren Zusammenhang er wohl auch Tischbein mit dem Gemälde beauftragte. In den Kabinett-Rechnungen zum Jahr 1764 findet sich unter den Ausgaben »für Mahlereyen« ein Eintrag vom 20. November, der sich auf die Allegorie beziehen könnte: »zum Gemälde in die Garderobe und Orangerie an den Professor Tischbein – 200 Reichsthaler« (StAM, Rechnungen II, Kassel 655, 1764).
(S. Heraeus, 2003)



Literatur:
  • Nachricht von den historischen Gemälden des fürstlich-hessenkasselischen Kabinattmalers, Herrn Johann Heinrich Tischbein. In: Deutsches Museum (1777), S. 362-372, S. 371, Kat.Nr. 71.
  • Meusel, Johann Georg: Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichnis der jetztlebenden teutschen Künstler. Lemgo 1778, S. 144.
  • Engelschall, Josef Friedrich: Johann Heinrich Tischbein d. Ä., ehemaliger Fürstlich-Hessischer Rath und Hofmaler, als Mensch und Künstler dargestellt, nebst einer Vorlesung von Casparson. Nürnberg 1797, S. 104, Kat.Nr. 47.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 131, Kat.Nr. 825.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 153, Kat.Nr. 952.
  • Holtmeyer, Alois: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Kassel 1923, S. 332-335.
  • Herzog, Erich [Bearb.]: Johann Heinrich Tischbein d. Ä. 1722-1789. Kassel 1964, S. 10, Kat.Nr. 21.
  • Marianne Heinz [Bearb.]; Erich Herzog [Bearb.+ Hrsg.]: Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722 - 1789), Kassel trifft sich - Kassel erinnert sich in der Stadtsparkasse Kassel. Kassel 1989, S. 172, Kat.Nr. 54.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 262-263, Kat.Nr. 225.
  • Lange, Justus; Rotter, Malena: Tischbein im Kontext. Ausstattungsprogramme für die Landgrafen von Hessen-Kassel. Kassel 2023, S. 72.


Letzte Aktualisierung: 06.10.2023



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