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Caroline Juliane Albertine von Schlotheim, spätere Gräfin von Hessenstein, mit Kind



Caroline Juliane Albertine von Schlotheim, spätere Gräfin von Hessenstein, mit Kind


Inventar Nr.: 1875/1271
Bezeichnung: Caroline Juliane Albertine von Schlotheim, spätere Gräfin von Hessenstein, mit Kind
Künstler / Hersteller: Wilhelm Böttner (1752 - 1805), Maler/in
Dargestellt: Caroline von Schlotheim (1766 - 1847), Dargestellt
Wilhelm Friedrich von Schlotheim (1789 - 1790), Dargestellt, Vermutet
Datierung: um 1790/1791
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 91,5 x 73,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:erworben 1929 von dem Kunsthändler Dr. Rolph Grosse, Berlin


Katalogtext:
Caroline von Schlotheim (1767-1847), die Mätresse Landgraf Wilhelms IX. (1743-1821), steht als Halbfigur in einer Landschaft vor einem Laubbaum und hält in den Armen ein kleines Kind, das auf einem hellroten Samtkissen vor ihr auf einer Steinbrüstung sitzt und mit der Rechten die Hand der Mutter berührt. Zur Linken der beiden wird der Blick freigegeben auf eine hügelige Landschaft mit einem Rundtempel vor rötlich gefärbtem Himmel. Die Pose von Mutter und Kind, Mariendarstellungen mit Christuskind entlehnt, nobilitiert die Schlotheim.
Bei dem Kind handelt es sich vermutlich um das erste Kind der landgräflichen Mätresse, um Wilhelm Carl (1790-1867), dem zahlreiche Geschwister folgten. Die rosafarbene Schärpe, die um das weiße Spitzenkleid liegt, ist kein Hinweis auf das Geschlecht des Kindes. Erst im 19. Jahrhundert, verbindlich dann im 20. Jahrhundert, geriet Rosa zur Farbe von Mädchen- und Blau zur Farbe von Jungenkleidung.
Das hellblaue Kleid Caroline von Schlotheims mit den halblangen Ärmeln, die mit Rüschen aus weißer Spitze verziert sind, folgt ebenso wie das weiße Brusttuch mit den stilisierten Blumenmotiven und der Federaufputz der Spaziergängerinnen im Hintergrund der Mode, wie sie in den 1780er und frühen 1790er Jahren getragen wurde. Im Unterschied zu den beiden Bildnissen der Caroline von Schlotheim aus den Jahren 1788 und 1793 (1875/1174, 1875/1625), in denen sie die aus England Anfang der 1780er Jahre in Mode gekommene Frisur mit den breiten, seitlich herunterhängenden Lockenrollen trägt, sind ihre Haare hier kürzer und in unzählige kleine Locken gebrannt.
Anders als im offiziellen Porträt der Schlotheim (1875/1174) gibt es hier weniger deutliche Verweise auf ihre exponierte Stellung als Mätresse des Landgrafen. Mit der Landschaft im Hintergrund wird auf die Öffentlichkeit des Schlossparks verwiesen, in dem sich der Regent üblicherweise mit seiner Mätresse zeigte. Der im linken Bildteil dargestellte Weg, der im Mittelgrund zur Rechten Carolines beginnt und zu einem Rundtempel führt, wo einige Paare spazieren gehen und ein weiteres Paar vor einer Baumgruppe auf einer Bank sitzt, könnte den Lebensweg symbolisieren. Der Rundtempel scheint kein bestimmtes Bauwerk darzustellen. Als Freundschaftstempel ist er ebenso wie die lustwandelnden Paare Ausdruck von Freundschaft und Liebe. Es gab von Böttner noch ein zweites Porträt der Schlotheim mit Kind, in etwa denselben Bildmaßen, das verschollen ist (1875/1127).
(S. Heraeus, 2003)



Literatur:
  • Knetsch, Carl: Das Haus Brabant.Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen. Darmstadt 1928, S. 155-157.
  • Vom Rokoko zur Romantik. Kassel 1946, Kat.Nr. 50.
  • Weisbrod, Andrea: Von Macht und Mythos der Pompadour. Die Mätressen im politischen Gefüge des französischen Absolutismus. Königstein i.T. 2000, S. 151-182.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 33-34, Kat.Nr. 17.
  • Gruber, Hille: Wilhelm Böttner (1752 - 1805), ein hessischer Hofmaler. Studien zur Porträt- und Historienmalerei mit Katalog (Phil. Diss.). Heidelberg 2010, Kat.Nr. PG 18.


Letzte Aktualisierung: 03.02.2023



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