Halsamphora



Halsamphora


Inventar Nr.: T 820
Bezeichnung: Halsamphora
Künstler / Hersteller: Pezzino-Gruppe (520 BC - 530)
Datierung: um 470 v. Chr.
Objektgruppe: Gefäß
Geogr. Bezüge: Athen
Material / Technik: Orangeroter Ton mit Überzug; schwarzer Glanztonüberzug, stellenweise graugrün verbrannt; dunkelrote Deckfarbe.
Maße: 47 cm (Höhe)
Größter Durchmesser 28 cm (Durchmesser)
Mündungsdurchmesser 19 cm (Durchmesser)


Katalogtext:
Das Gefäß mit eiförmigem Körper, abgeflachter Schulter und stark verjüngtem Boden steht auf einem wulstigen Scheibenfuß. An den leicht ausladenden Hals schmiegen sich auf der Schulter ansetzende, dreistabige Schlaufenhenkel; die weit überkragende, echinusförmige Lippe hat einen ansteigenden Rand. Plastischer Wulst und feine Grate zwischen Fuß und Körper, Schulter und Hals, zwischen Hals und Lippe setzen die Einzelglieder gegen die Gesamtform ab und vermitteln zugleich zwischen den gegensätzlich akzentuierten, stark profilierten Formelementen. Das Gefäß ist mit schwarzem Glanzton überzogen; ausgespart blieben ein tongrundiger Streifen mit schlichtem Mäander oben am Hals und im Schulter-Bauch-Bereich die beiden Figuren ohne Standleiste, letztere mit viel Vorzeichnung und Konturen in Relieflinien. Auf der Vorderseite (A) schreitet Hermes nach rechts und wendet sich um; der bärtige, langlockige Gott ist bekleidet mit einem breitkrempigen Reisehut (Petasos) und auf dem frontal gezeigten Körper mit einem Mantel (Chlamys?), den auf der Brust eine Scheibenfibel zusammenhält. Er trägt in der Linken diagonal vor dem Körper den langen Heroldstab (Kerykeion) mit rotem Aufsatz und nimmt damit die Bewegungsrichtung der Beinstellung auf. Von einer in dunkelroter Farbe ausgeführten Inschrift um die Figur sind nur geringe Reste erhalten: ...OΓE...O (rechts)/.. .E-E .../... (links).

Auf der Rückseite (B) rennt ein nackter Jüngling mit zwei Opferstücken (?) nach rechts und blickt zurück; seine rote Kopfbinde hat er im Nacken geknotet; einzelne Locken fallen wie beim Hermes auf eine Schulter herab. In der erhobenen Linken trägt er einen bis zur Schulter reichenden, großen, ovalen Gegenstand (Brot? Fleisch?), mit der Rechten faßt er einen Tierschenkel oberhalb des Hufes. Auch um diese Figur eine rote Inschrift, ohne erkennbaren Sinn: [...].

»Die Amphore ist ein Werk der Experimentierzeit der frührotfigurigen Topfmaler. Eine besondere Errungenschaft dieser rotfigurigen Meister ist, auf jeder Seite der Amphore eine isolierte Figur auf den schwarzen Grund zu stellen. Hier erscheinen sie in noch rein archaischer Bewegtheit... Es stellt sich die Frage, ob eine Beziehung zwisehen Vorder- und Rückseitenfigur der Amphore besteht: hat der davoneilende Jüngling Opferfleisch geraubt, das für ein Götteropfer des Hermes bestimmt war?« (Zitat aus: MuM 56, Nr. 92). Eine andere Deutung sieht in Hermes den göttlichen Knabenliebhaber, der zu dem nachlaufenden, mit Tierschenkeln beschenkten Jüngling zurückblickt (Koch-Harnack 232).

(Yfantidis 1990)



Literatur:
  • Yfantidis, Konstantinos: Antike Gefäße. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Melsungen 1990, S. 200, Kat.Nr. 144.


Letzte Aktualisierung: 19.03.2024



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