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Gürtel



Gürtel


Inventar Nr.: Br 728
Bezeichnung: Gürtel
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 750 - 600 v. Chr.
Objektgruppe: Gerät
Geogr. Bezüge: Urartu
Material / Technik: Bronze (Naumann 1980)
Maße: 111,5 cm (Länge)
11,4 cm (Breite)
590 g (Gewicht)


Katalogtext:
Außen an den glatten Flächen rot, an den gepunzten Flächen grün bis golden. An den Rändern mehrfach geflickt und partiell ergänzt.
Der Gürtel ist aus starkem Bronzeblech gefertigt, die Ornamente von innen nach außen getrieben und an der Schnalle zusätzlich von außen graviert. Er ist ringsum verziert mit fünf horizontalen, parallelen Bändern zu je vier Punktreihen zwischen erhabenen Stegen. An der einen Seite schließen alle Bänder an der vertikalen Randlinie ab, auf der anderen sind die beiden äußeren und die beiden folgenden Bänder jeweils durch ein Punktband miteinander verbunden, wahrend das innere ohne besonderen Abschluß endet. An dieser Seite ist eine Verzierung wie eine Schnalle angebracht. Sie zeigt einen Lebensbaum aus einem vierfach übereinander gesetzten Ranken-Palmettengeschlinge mit stehenden Blüten und stehenden und hängenden Knospen und darüber eine geflügelte Sonnenscheibe. Entlang der Kanten sind von außen Löcher in das Bronzeblech gestoßen, wahrscheinlich zum Aufnähen des Gürtelblechs auf eine Unterlage aus Leder oder Stoff.
Solche Prunkgürtel wurden über Gewand und Mantel getragen und hielten oft auch Schwert und Dolch. Eine größere Anzahl ist, wie der Kasseler Gürtel, durch parallele Punktbänder gegliedert, so der Gürtel aus Igdir, bei dem die Schnalle am Gürtelende unverziert blieb. Auch das Lebensbaum-Motiv, das im 3. Jt. in Mesopotamien auftaucht und in vielen Varianten, oft von Göttern, Dämonen oder Tieren flankiert, in Vorderasien und bis nach Griechenland eine weite und lang andauernde Verbreitung fand, wurde - als sakrales Zeichen oder profaniert - als Schmuck auf urartäische Bronzearbeiten und Gürtel gesetzt. So schmückt ein Lebensbaum mit stehenden Blüten ein Blech aus Karmin Blur, ein Baum mit stehenden Knospen ein Blech aus Kelermes; stehende Blüte und hängende Knospe auf doppeltem, gewelltem „Ast" findet man auf einer Bronzeplatte aus Toprakkale. In Komposition, Vielgliedrigkeit und in manchen Details gleicht der Lebensbaum auf dem Kasseler Gürtel den Bäumen auf dem Bronzepektorale aus Ziwiye.
Es ist umstritten, in wie fern die urartäische Kunst eigenständig oder von der assyrischen abhängig ist und in wie weit sie diese beeinflußte; da der größte Teil der bekannten Bleche zudem nicht aus beobachteten Grabungen stammt, können Provinienz und Zeitstellung der Gürtelbleche in der Regel noch nicht genau angegeben werden.
Urartäisch, wohl Ende 8.-7. Jh. v. Chr. (Naumann 1980)



Literatur:
  • Naumann, Friedericke: Antiker Schmuck. Vollständiger Katalog der Sammlung und der Sonderausstellung vom 31.5. bis 31.8.1980. Kassel 1980, S. 72+74, Kat.Nr. 195.


Letzte Aktualisierung: 30.11.2022



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