Eros im Blätterkelch

Katalogtext:
Vollguß. Schwarzgraue und grüne Patina; Oberfläche korrodiert; Flügel abgebrochen; Augen versilbert.
Eros, kindlich gebildet, entsteigt, von den Hüften ab sichtbar, einem Kelch aus drei großen stilisierten Akanthosblättern; dieses Motiv läßt sich auf orientalische Vorstellungen von einem Vegetationsgott, die auf Eros übertragen wurden, zurückführen und begegnet als dekorativer Schmuck in der kaiserzeitlichen Kleinkunst und Architektur. In einer kleinen um die Schultern gelegten Nebris liegen Trauben; die rechte Hand hält eine Traube empör, die linke einen Tierschenkel (oberer Teil abgebrochen). Der Blick ist nach links oben gerichtet. Glattes Haar, den Scheitel bedeckt eine Flechte, Stirnhaar zu Schöpf hochgebunden, die herabfallenden Haarenden gelockt. Auf Rückseite zylindrischer Fortsatz mit Nagelloch; die Figur konnte also auf einen entsprechend zugerichteten Bolzen an einem Gerät oder Möbel als Verzierung aufgesteckt werden.
2. Jh. n. Chr.
Rundplastische Köpfe mit annähernd rundem Büstenausschnitt (dieser auf der Rückseite stets hohl) wurden als Appliken am Ende der geschwungenen Bettlehne (lat. fulcrum), auch sonst an Möbeln, Truhen, Gefäßen, und als Schmuck an Prunkwagen angebracht. Die antike Verwendung läßt sich manchmal nicht mit Sicherheit angeben. Diese häufig mit dionysischen Motiven reichverzierten Möbel und Gegenstände gehörten zur Ausstattung der Häuser wohlhabender Bürger und wurden z. T. auch mit ins Grab gegeben (für zwei Klinen aus Amiternum bezeugt. Wagen als Grabbeigabe in Ungarn und Bulgarien üblich). (Höckmann 1973)

• Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Kat.Nr. 295.
• Höckmann, Ursula: Antike Bronzen. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Kassel 1973, S. 37-38, Kat.Nr. 85.