Victoria von Fossombrone

Katalogtext:
Vollguß. Ergänzt sind rechter Flügel, linker Fuß, Globus, an einzelnen Stellen Peplosränder. Rechter Arm war abgebrochen und ist modern wieder angesetzt. Versilberung des rechten Auges verloren.
Victoria schwebt, den Kopf wenig nach links geneigt, herab, der linke Fuß berührte — wie die Ergänzung wohl richtig zeigt — eine Weltkugel. Die erhobenen Arme sind gewinkelt; die Haltung der Finger beider Hände ist identisch. Vielleicht hielt die Göttin einen Kranz empor. Unter dem doppelt gegürteten, seitlich offenen Peplos zeichnet sich der Körper deutlich ab. Der Wind preßt das Gewand an die Beine und seitlich nach hinten, die Ränder schlagen schalenartig wieder nach vorne um. Zwischen den hohen s-förmig geschwungenen Faltenstegen bilden sich tiefe ausgehöhlte Faltentäler. Der untere Saum des Peplosüberschlages kräuselt sich, vom Gegenwind erfaßt, in zahlreiche Fältchen, die z. T. horizontal abstehen. In der Mitte gescheiteltes Haar, legt sich in feinen gewellten Strähnen von der Stirn in den Nacken, dort um einen Reif hochgeschlagen. Schmales jugendliches Gesicht von ernstem Ausdruck. Gefieder auf dem linken Flügel eingeritzt, Schwungfedern plastisch voneinander abgehoben. Die eingelegten Augen, Schulterknöpfe und Gürtel versilbert.
Der Faltenstil ist bezeichnend für Werke der Mitte des 2. Jh. n. Chr. Der Kopf der Medea auf dem gleichnamigen Sarkophag in Rom ist dem der Victoria schwesterlich ähnlich. (Höckmann 1973)

• Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Kat.Nr. 153.
• Höckmann, Ursula: Antike Bronzen. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Kassel 1973, S. 5+31, Kat.Nr. 61.
• Vogt, Simone: Siegesgöttin in Kaisers Diensten. Die Victoria von Fossombrone. Kassel 2004, S. passim, Kat.Nr. 1.

Siehe auch:

1. L DTM 687 a: Füllstück "Victoria von Fossombrone" nach einer antiken Bronzefigur des 2. Jahrhunderts n. Chr.