Attis

Katalogtext:
Vollguß. Schwarze Patina; auf der flachen Rückseite zwei Löcher.
Attis, der Sage nach ein schöner Hirte und der Geliebte der kleinasiatischen Göttin Kybele; von ihr in Raserei versetzt, entmannt er sich. Der Kult der Kybele wurde 204 v. Chr. in Rom eingeführt; die Attismysterien, im Frühjahr gefeiert, beziehen sich auf Tod und Rückkehr des Gottes zur Erde und kreisen um die Vorstellung eines neuen ewigen Lebens.
Die Figur, ursprünglich wohl an einen Pfeiler gelehnt, steht auf einem 2 cm breiten Steg; linkes Bein entlastet, rechte Hüfte ausgebogen. Attis trägt die phrygische Mütze und das für ihn charakteristische Hosengewand, das wie von einem Windstoß ergriffen sich vor dem Körper öffnet und sich seitwärts bläht, Bauch und Scham entblößend. Hosenbeine vorne sechsfach geknöpft, Rosette hält das Gewand über der Brust zusammen. Linke Hand liegt flach auf dem Oberschenkel, die Rechte greift an die Spitze der Mütze. Kleiner geöffneter Mund und tiefliegende Augen (Pupille des linken eingetieft) deuten die Ekstase des Gottes an.
1-2. Jh. n. Chr. (Höckmann 1973)

• N.N.: Note des petites figures en bronze achétes à Rome ... expediées d'ici par terre au commencement du mois d'Avril [1777]. 1777, S. 4, Kat.Nr. 56.
• Bieber, Margarete: Die antiken Skulpturen und Bronzen des Königlichen Museum Fridericianum in Cassel. Marburg 1915, Kat.Nr. 173.
• Höckmann, Ursula: Antike Bronzen. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Kassel 1973, S. 34, Kat.Nr. 73.