Hydria (Kalpis) mit Gelageszene



Hydria (Kalpis) mit Gelageszene


Inventar Nr.: T 1181
Bezeichnung: Hydria (Kalpis) mit Gelageszene
Künstler / Hersteller: Nikoxenos-Maler (510 BC - 490 BC)
Datierung: um 490 v. Chr.
Objektgruppe: Gefäß
Geogr. Bezüge: Athen
Material / Technik: Orangeroter Ton mit Überzug; schwarzer Glanztonüberzug;
dunkelrote Deckfarbe.
Maße: 32,2 cm (Höhe)
Durchmesser mit Henkel 34,7 cm (Durchmesser)
Durchmesser ohne Henkel 29,5 cm (Durchmesser)


Katalogtext:
Das dickbauchige Gefäß steht auf einem kleinen Scheibenfuß und mündet in einem ähnlich profilierten Rand auf niedrigem ein- und ausschwingenden Hals. Es hat an der maximalen Ausladung zwei aufwärts gebogene Horizontalhenkel und auf der Rückseite einen von der Schulterbiegung zum Halsansatz geschwungenen Vertikalhenkel, der die weit überstehende, oben zu einer flachen Rinne eingetiefte Lippe berührt. Das bis auf den Hals innen, die Lippe, die Henkel innen und die Standfläche mit schwarzem Glanzton überzogene Gefäß schmückt ein Bildfeld im Schulter-Hals-Bereich. Es ist auf allen Seiten von einer tongrundig ausgesparten Ornamentleiste gefaßt, die in der Vertikalen auf die Henkelansätze Bezug nimmt. Dargestellt ist ein Gelage zweier Zecher. Zwischen dem bärtigen Mann links und dem Jüngling rechts steht ein großes Mischgefäß (Kelchkrater), schwarzfigurig bemalt mit einem nach rechts auf einer Efeuranke eilenden Satyrn; im Wein schwimmt das Kühlgefäß (Psykter); darüber hängen Brotkorb und langstieliger Schöpfer. Der Jüngling hebt mit der Rechten die Kanne zum Schöpfen oder Ausgießen empor, mit der Linken hält er eine dunkel monochrome Trinkschale vor sich. Der bärtige Mann schleudert mit eleganter Bewegung der rechten Hand die Neige des Weines aus der hochfüßigen Trinkschale an seinem rechten Zeigefinger, wie es zum Kottabosspiel, einem Liebesorakel gehört. Beide Zecher lagern auf weichen, mit bestickten Kissen erhöhten Polstern und wenden sich dem Wein in ihrer Mitte zu; der Bärtige trägt eine Haube, die den Haarschopf hinten herausschauen läßt, einen Ärmelchiton und Mantel; ein Bein hat er angewinkelt. Durch Tracht und Handlung ist er als der Werbende gekennzeichnet; der zur Mitte gerichtete Jüngling im herabgleitenden Mantel, mit Festbinde und Zweig im Haar ist der umworbene, bedienende Mundschenk. Zwischen den Dargestellten ist die Aufschrift KAΛ(OS) (= schön) in Dunkelrot ausgeführt. Eine dunkelrote Linie ist unter dem Bild, eine weitere um die Halsmitte gezogen.

Die Spitzhaube und der langärmelige Chiton wurden im frühen 6. Jh. v. Chr. aus dem Orient übernommen und von Zechern bei Gelage und festlichen Umzügen getragen. Das Bild zeigt vier verschiedene, für das Gelage wichtige Gefäßformen: ein schwarzfiguriges Weingefäß (Kelchkrater), in dem ein Kühlgefäß (Psykter) schwimmt, eine Weinkanne zum Schöpfen aus dem Krater und zwei Trinkschalen; der Bildträger selbst ist das für ein Gelage noch fehlende Gefäß für frisches Trinkwasser.

(Yfantidis 1990)



Literatur:
  • Yfantidis, Konstantinos: Antike Gefäße. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Eine Auswahl. Melsungen 1990, S. 202, Kat.Nr. 145.


Letzte Aktualisierung: 12.05.2023



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum