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Schlafender Jesusknabe auf dem Kreuz



Schlafender Jesusknabe auf dem Kreuz


Inventar Nr.: KP 1964/1
Bezeichnung: Schlafender Jesusknabe auf dem Kreuz
Künstler / Hersteller: François Du Quesnoy (1597 - 1643), Nachfolger
Datierung: 17. Jh.
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Vollplastik
Geogr. Bezug: Italien (?)
Material / Technik: Elfenbein, gefeilt, geschnitzt und poliert
Maße: 12 x 5,1 x 2,7 cm (Objektmaß)
Provenienz:1964 erworben von der Kunsthandlung Dr. Rolph Grosse, Frankfurt
Beschriftungen: Signatur: f. Q.


Katalogtext:
Ein Knabe mit beachtlicher Leibesfülle liegt schlafend in ein Tuch gehüllt auf einem Kreuz. Dessen Balkenenden kommen rechts und links des Kopfes und unterhalb der gekreuzten Beinchen zum Vorschein. Ein Ärmchen ist unter den Kreuzbalken am Kopf geschoben, das andere liegt, vom Tuch überdeckt, neben dem Körper. Auch eines der Beinchen verliert sich im Gewand, während das andere frei darübergekreuzt ist. Der kleine Körper wirkt wohlgenährt. Weiche und untersetzte Formen prägen dessen Gestalt. Obgleich der Knabe auf dem Rücken liegt und nur das übergeschlagene Beinchen eine leichte Körperdrehung andeutet, sackt der voluminöse Bauch zur Seite. Dicke Bäckchen, die mit strengen Naso-Labialfalten vom kleinen Mund abgegrenzt sind, prägen das Gesicht. Der gesamte Körper, der keine Knochen erahnen lässt, wird von adipös wirkenden Fettpolstern bestimmt. Der sogenannte "Babyspeck" des Kindes wird gezielt herausgearbeitet und betont, wo immer es möglich ist..
Auf der Kopfseite der kleinen Skulptur ist im Bereich des Tuches das geschnitzte Monogramm "f. Q" angebracht, das zu seiner Zuschreibung an François Du Quesnoy (Duquesnoy) geführt hat. Lange galt der schlafende Knabe als eines seiner frühesten signierten Werke. Da Putten im Œuvre des Künstlers eine herausragende Rolle spielen, blieb die Zuweisung zunächst unangefochten.
Die künstlerische Qualität der Arbeit, die teils unsichere Wiedergabe kindlicher Anatomie sowie die Überbetonung der Körperfülle, insbesondere im Bereich der Wangen, haben jedoch Zweifel an der Zuschreibung geschürt. Marion Boudon-Machuel entfernte die Arbeit 2005 aus dem Œuvre Du Quesnoys mit dem Argument, dass der Knabe sich von dessen Stil unterscheide: "Sein Körper ist aufgebläht und sein Kopf, der zu groß ist, besitzt eine andere Morphologie." (Boudon-Machuel 2005, S. 341, Übers. d. Verf). Es handle sich vermutlich um eine Arbeit nach einem Modell des Künstlers, etwa des auf dem Rücken schlafenden Knaben (Boudon-Machuel, S. 302 f., Kat. Nr. In.76, vlg. u.a. London, Victoria and Albert Museum, Sculpture Collection, Inv. Nr. 202-1874).
Der Nachfolger oder Nachahmer legitimierte sein Werk mit dem eingravierten Monogramm als vermeintliche Arbeit von Du Quesnoy. In gewisser Weise könnte man daher von "Markenpiraterie" oder gar von einer gezielten Fälschungsabsicht sprechen.
(17.12.2021, Antje Scherner)



Literatur:
  • Theuerkauff, Christian: Zu Francis van Bossuit (1635-1692), "Beeldsnyder in Yvoor". In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 37 (1975), S. 119-182, S. 147.
  • Claudia Freytag: Neuentdeckte Werke des François du Quesnoy. In: Pantheon XXXIV (1976), S. 199-211, S. 202.
  • Marion Boudon-Machuel: François du Quesnoy 1597-1643. Paris 2005, S. 341, Kat.Nr. R. 4.


Letzte Aktualisierung: 08.10.2022



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