"Aulus Vitellius"
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Inventar Nr.:
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F 286 |
Bezeichnung:
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"Aulus Vitellius" |
Künstler / Hersteller:
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unbekannt
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Datierung:
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Datierung: | 17. Jh.; Anfang 18. Jh., italienisch (?) (GND: 4027833-5) |
weitere Datierung: | 1523 - 1700, weitere Datierung |
Objektgruppe:
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Statuette |
Geogr. Bezüge:
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Italien (?) |
Material / Technik:
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Marmor; Stuck; Holz |
Maße:
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Kopf (Mamor) 13 cm (Höhe) Sockel (Holz) 8,5 cm (Höhe) Büste (Marmor und Stuck) 11 cm (Höhe)
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Provenienz: | Erworben 1750 für Landgraf Wilhelm VIII. auf der Auktion in Den Haag, Slg. Wassenaer-Obdam. |
Katalogtext:
Der leicht nach links gewendete Kopf eines Mannes mit Lorbeerkranz ist mit dem Hals in eine drapierte Büste eingelassen, die aus Marmor und anstuckierten Teilen besteht, rötlich gefärbt und auf einem Holzsockel montiert ist.
Das bartlose Bildnis zeigt ein fülliges Gesicht mit schmallippigem Mund, mit feisten Wölbungen von Wangen, Doppelkinn und Hals sowie knappen Inskriptionen der Falten auf der Stirn und in den Augenwinkeln. Das Antlitz wirkt maskenhaft durch die scharfe schematische Trennung zwischen den Hautpartien und der kurzlockigen flachen Frisur.
Als Vorbild für diese Büste kommt die seit 1523 bekannte marmorne Porträtbüste aus der Slg. Grimani im Archäologischen Museum Venedig Inv. 20 in Frage (Traversari 1968, Kunisch 1976/77, Boosen 1985/91). Dieser Kopf fand seit dem 16. Jh. großes Interesse bei Künstlern und Sammlern. Da man in ihm das Porträt des Kaisers Vitellius zu erkennen glaubte, diente er in zahlreichen Nachbildungen und Varianten der Vervollständigung der Porträtreihen römischer Kaiser in zeitgenössischen Sammlungen. Das venezianische Porträt wird heute in der Forschung entweder als Kopf einer unbekannten Persönlichkeit aus der Zeit des Kaisers Hadrian (117–138 n. Chr.) oder als Renaissancearbeit angesehen (Traversari 1968, Zadocks-Josephus Jitta 1972). Als Bildnis des 69 n. Chr. zum Kaiser ausgerufenen Feldherrn und im gleichen Jahr ermordeten Vitellius (15–69 n. Chr.) werden heute nach Vergleichen mit Münzbildern antike Köpfe in Tunis und Kopenhagen identifiziert (Jucker 1961/62, Kienast 2004).
Von dem Vorbild weicht diese verkleinerte Nachbildung insbesondere durch den hinzugefügten Kranz ab, der »sich unsinnigerweise dem Auf und Ab der Frisur anpasst. Die Haare haben eine völlig andere Struktur erhalten … «, die gegensätzliche lebendige Frisur des Vorbildes »ist hier einer einheitlichen, fast undifferenzierten Flockigkeit gewichen« (Kunisch 1976/77, 27). Die abweichenden Details wie die Hinzufügung eines sich der Frisur anpassenden Lorbeerkranzes und die schematische Ausführung von Haar und Gesicht sprechen für eine Entstehung unserer Nachbildung im 17. oder frühen 18. Jh.
(Gercke 2007)
Literatur:
- Gercke, Peter; Zimmermann-Elseify, Nina: Antike Skulpturen und Neuzeitliche Nachbildungen in Kassel. Bestandskatalog. Mainz 2007, S. 400, Abbildung S. 401, Kat.Nr. 141.
Letzte Aktualisierung: 18.09.2024