Augsburger Prunkuhr

Katalogtext:
Die Augsburger Prunkuhr bildete einen Blickpunkt im Mittelpunkt des Uhrenzimmers des Kunsthauses, das Landgraf Carl ab 1696 einrichtete. Die Ratsherren Uffenbach aus Frankfurt erwähnen sie in ihrer Beschreibung eines Besuchs im Jahre 1709: „In der Mitte stund auf einem Fuß ein sehr grosses künstliches Uhrwerk, wie eine Pyramide, worauf vielerley zu sehen war.“ Neben der Uhrzeit und dem Datum war die Uhr von beweglichen Figuren geschmückt. Vier Putten, eine Merkurfigur und ein Nest voller Adler konnten sich um sich selbst drehen. Auf dem Geländer des obersten Stockwerks lief eine Kugel scheinbar unendlich im Kreis und im Korpus des untersten Stockwerks verbirgt sich ein Musikspielwerk. Vier verschiedene, tanzliedartige Melodien konnte die Uhr abspielen. Wie die Uhr in Carls Sammlung gelangte ist unklar, recht sicher ausschließen kann man lediglich eine Auftragsarbeit. Diese wurden üblicherweise mit dem Schriftzug Carls oder einem auf seine üblichen allegorischen Darstellungen von Minerva und Herkules bezogenen Bildprogramm ausgestattet. Beides ist hier jedoch nicht der Fall. Offen bleibt, ob es sich um ein diplomatisches Geschenk oder einen gezielten Ankauf gehandelt haben könnte. Carl schätzte die Augsburger Silberarbeiten jedenfalls und kaufte zwischen 1700 und 1711 immer wieder Gegenstände an.

(R. Giesemann, 2018)

• Karsten Gaulke, Antje Scherner: Die Augsburger Prunkuhr. Ein Meisterwerk voller Rätsel. München Kassel 2007.
• Kowalski, Christine: Die Augsburger Prunkkabinette mit Uhr von Heinrich Eichler d.Ä. (1637-1719) und seiner Werkstatt. Berlin 2011, S. 65.
• Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 520, Kat.Nr. X.111.