Nachtuhr und Laterna Magica



Nachtuhr und Laterna Magica


Inventar Nr.: APK U 67
Bezeichnung: Nachtuhr und Laterna Magica
Künstler / Hersteller: Johann Philipp Treffler (1625 - 1698)
Datierung: nach 1665
Objektgruppe: Uhr / Laterna Magica
Geogr. Bezug: Augsburg
Material / Technik: Holz: Nußbaum und Nußbaumfurnier, Eiche (Konstruktionsholz), Eisen, Messing, Silber, Glas
Maße: Breite ohne Projektionsrohr 100 x 70 x 42 cm (Objektmaß)
Breite mit Projektionsrohr 100 x 70 x 50 cm (Objektmaß)


Katalogtext:
Die Nachtuhr Johann Philipp Trefflers war ein sogenanntes hybrides Instrument. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine barocke Tischuhr. Die Frontseite ist mit einer Szene bemalt, in der Venus versucht, ihren Geliebten Adonis von der Jagd abzuhalten, auf der er letztendlich getötet wird. Über dem Zifferblatt befindet sich aber eine Öffnung, in die ein Linsentubus eingesteckt werden kann, um die Uhr als Laterna magica zu nutzen. Dieser Tubus wurde im Inventar von 1816 in einen Konvolut von 30 "Perspectiven" als schadhaft eingetragen. Entweder wurde schon früher die Objektivlinse durch eine vom Opticus Temmen signierte ersetzt, oder der Tubus wurde erst später an die Uhr angebaut. Vater und Sohn Temmen waren in Kassel als Optici zwischen 1705 und 1750 tätig. Der Linsentubus ist Teil der eingebauten Laterna Magica, mit der im Dunkeln ein Zifferblatt auf eine senkrechte Oberfläche projiziert werden konnte, daher die Bezeichnung Nachtuhr. Das Glas mit dem Zifferblatt konnte entfernt werden, dann war der Platz frei für Laterna-Magica-Bildleisten.

Treffler war zwischen 1656 und 1664 Hofuhrmacher für die Medicis in Florenz, ging dann aber in seine Heimatstadt Augsburg zurück. Dort ließ er sich als Opticus und Uhrmacher nieder. Er lag häufig mit der Augsburger Uhrmacherzunft über Kreuz, da er kein Mitglied der Uhrmacherzunft war, er besaß aber ein kaiserliches Privileg, das ihm seine Arbeit ermöglichte.

Bei dieser Uhr verwendete Treffler für die Hemmung ein sogenanntes „gestürztes Pendel“ an einer Spindelhemmung. Wegen der hinter dem Uhrwerk angebrachten Öllampe musste das Pendel am unteren Ende des Uhrwerks angebracht werden – sonst war es üblich, es am oberen Ende anzubringen. Die Nachtuhr gehört zu den ältesten Pendeluhren, die in den deutschen Ländern hergestellt wurden.

(B. Schirmeier, 2018)



Literatur:
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 521-522, Kat.Nr. X.113.


Letzte Aktualisierung: 18.04.2024



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