Dose mit radförmigem Aufsatz (Puderdose mit 19 Schminkbüchschen)



Dose mit radförmigem Aufsatz (Puderdose mit 19 Schminkbüchschen)


Inventar Nr.: KP B VI/II.101
Bezeichnung: Dose mit radförmigem Aufsatz (Puderdose mit 19 Schminkbüchschen)
Künstler / Hersteller: Monogrammist E. R. R.
Wilhelm IV. Herzog von Sachsen-Weimar (1598 - 1662), fraglich
Datierung: 1649
Objektgruppe: Dose / Kassette
Geogr. Bezug: Sachsen (Weimar (?))
Material / Technik: Elfenbein, gedrechselt und poliert
Maße: 20,3 x 15,5 x 11,6 cm (Objektmaß)
634,4 g (Gewicht)
Beschriftungen: Signatur: E.R.R. .ANNO. .16 49.
* . D[EI] . G[RATIA] . WILHELMVS DVX SAXONIAE IVL[IACI]: CLIV[IAE]: ET MONT[IS]: * A[NN]O: 1649 . *


Katalogtext:
Das kuriose Drechselkunstwerk besteht aus einer Dose auf deren Deckel ein radförmiger Aufsatz aufgesteckt ist. Die Dose selbst ist in einen hohl gearbeiteten Sockel eingesetzt, der 12 Stecklöcher für kleine, zweiteilige Deckeldöschen enthält. Fünf längliche, dreiteilige Döschen sind speichenförmig auf den Aufsatz geschraubt, dessen „Nabe“ zwei weitere Döschen – eines davon nicht zu öffnen - enthält.
Die Inschrift auf der Unterseite des Bodens - ein bislang nicht entschlüsseltes Monogramm „E. R. R.“ mit dem Datum „1649“ - und jene im Innern des Deckels „D.G. WILHELMVS DVX SAXONIAE IVL:CLIV:MONT*AD:1649“ - weisen auf den fürstlichen Ursprung der Dose hin. Vermutlich verbirgt sich hinter „Wilhelm Herzog von Sachsen, Jülich Cleve und Berg“ der Ernestiner Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (1598-1662). Bereits als Kind erlernte er die Drechselkunst, schuf im Alter von elf Jahren einen hölzernen Vogelkäfig als Geschenk für seine Mutter und brachte es später zu großer Fertigkeit im Drechseln, wie ein in der Klassik Stiftung Weimar erhaltener Deckelpokal aus Elfenbein belegt.
Das Drechseln galt als ideales fürstliches Handwerk, wie frühneuzeitliche Traktatautoren immer wieder bekräftigten. So hob Christian Drexel im Jahr 1730 hervor, „daß niemand als Gott selbsten der Urheber der edlen Dreh=Kunst und allererste Drechsler sey“. Ein Vorzug der Drehkunst bestehe darin, „daß sie den Verstand des Menschen aufräume, und das Ingenium schärffe“ so Drexel. Verbunden mit einer „gemächliche[n] Bewegung des Leibes“ förderte das Drechseln somit Fähigkeiten, die ein guter Herrscher zur Führung seines Landes benötigte.
(Antje Scherner, 2019)



Literatur:
  • Making Marvels. Science and Splendor at the Courts of Europe. New York 2019, S. 146, Kat.Nr. 60.


Letzte Aktualisierung: 02.05.2023



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