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Medaillon mit Porträtköpfen der Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg



Medaillon mit Porträtköpfen der Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg


Inventar Nr.: KP B VI/II.86
Bezeichnung: Medaillon mit Porträtköpfen der Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg
Künstler / Hersteller: Jean Cavalier (1650 - 1699)
Dargestellt: Rudolf August, Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1627 - 1704), Dargestellt
Anton Ulrich Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1633 - 1714), Dargestellt
Datierung: um 1687/1688
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Relief
Geogr. Bezug: Braunschweig
Material / Technik: Elfenbein, gesägt, gedrechselt,geschnitzt, geschabt und poliert. Auf der Rückseite Schraffuren. Seitlich Verlauf des Wachstumskanals als dünne Röhre sichtbar.
Maße: 54,6 mm (Höhe)
56,1 mm (Breite)
Medaillondicke am Rand 5 mm (Dicke)
Maximale Medaillondicke 6,6 mm (Dicke)
Versalienhöhe Buchstabe I 2,6 mm (Höhe)
21,6 g (Gewicht)
Beschriftungen: Signatur: I. CAVALIER
RVDOL. AVG. ANTH. VLRIC. FRATRES D.G D B & L
10 (mit Bleistift)


Katalogtext:
Das Medaillon zählt zu den ungewöhnlichsten Arbeiten Jean Cavaliers: Im Unterschied zur Mehrzahl seiner Profilbildnisse gibt er die Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich von Braunschweig nicht individuell auf Vorder- und Rückseite, sondern als hintereinander gestaffeltes Paar wieder, wodurch der eine den anderen teilweise verdeckt. Diese Darstellungsweise ist den sog. "Eintrachtsmedaillen" oder "Eintrachtstalern" entlehnt, die seit ## auf die herzoglichen Brüder geprägt wurden (vgl. bspw. Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Münzkabinett, Inv. Nrn. 704/9, 670/9, 670/15, 670/13). Im Unterschied zu diesen Münzen und Medaillen, die beide Männer mit Allongeperücken und in höfischer Kleidung zeigen, wählt Cavalier eine vergleichsweise unhöfische Darstellung. Er verzichtet auf die Büsten, konzentriert sich auf die Köpfe und zeigt die Dargestellten mit schütterem Echthaar und teils sogar mit Glatze. Wie in wenigen, zeitlich späteren Beispielen, die zumeist in die Kopenhagener Zeit Cavaliers fallen, stellt der Verzicht auf die Büsten mit Harnisch, Mantel und Ordenszeichnen, die Köpfe zusätzlich heraus und rückt das Medaillon in die Nähe (antiker) Münzbilder.
Der Vergleich zu Cavaliers zweiter Darstellung Herzog Anton Ulrichs auf dem doppelseitigem Medaillon mit seiner Gemahlin (KP B VI/II.81) erlaubt die Identifikation der Brüder. Der hintere Kopf kann als derjenige Anton Ulrichs gelten, da dessen kugeliges, vorspringendes Kinn, die volle Lippen sowie die Nase mit leichtem Höcker dort fast identisch wiederkehren.
Cavalier signierte das Medaillon mit vollem Nachnamen, blieb aber eine Datierung schuldig, sodass nur mit stilistischen Argumenten - dem kantig profilierter Medaillonrand, der geringe Reliefhöhe und der graphischen Auffassung der Details, insbesondere der Haare - eine Entstehung in der Zeit um 1687/1688 angenommen werden kann. Das Medaillon würde den älteren der beiden seit 1685 gemeinsam regierenden Brüder, Rudolph August, mit etwa 60 Jahren, den jüngeren Anton Ulrich mit etwa 54 Jahren zeigen. Ohne genaue Datierung bleiben auch die Entstehungsumstände unklar, weshalb die folgende Überlegung spekulativ bleiben muss: Am 18. Juli 1687 riefen Rudolf August und Anton Ulrich die Ritterakademie Rudoph-Antoniana in Wolfenbüttel ins Leben. Vielleicht entstand das ungewöhnliche Medaillon, das die Herzöge im Stile von Gelehrten, bzw. Philosophen zeigt, zu diesem Anlass?
(12.01.2021 Antje Scherner)



Literatur:
  • Julius, Arvid: Jean Cavalier och några andra elfenbenssnidare. Studier i elfenbensplastik i Sverige. Uppsala 1926, S. 138, Kat.Nr. 21.


Letzte Aktualisierung: 20.04.2021



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