Doppelseitiges Medaillon mit den Porträts des Herzogspaares Anton Ulrich und Elisabeth Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel



Doppelseitiges Medaillon mit den Porträts des Herzogspaares Anton Ulrich und Elisabeth Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel


Inventar Nr.: KP B VI/II.81
Bezeichnung: Doppelseitiges Medaillon mit den Porträts des Herzogspaares Anton Ulrich und Elisabeth Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel
Künstler / Hersteller: Jean Cavalier (1650 - 1699)
Dargestellt: Anton Ulrich Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1633 - 1714), Dargestellt
Elisabeth Juliane Herzogin von Braunschweig-Lüneburg (1634 - 1704), Dargestellt
Datierung: wohl 1688
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Relief
Geogr. Bezug: Braunschweig (?)
Material / Technik: Elfenbein, gedrechselt, geschnitzt, geschabt und poliert
Maße: 72 mm (Höhe)
73,6 mm (Breite)
Medaillondicke am Rand 4,3 mm (Dicke)
Maximale Medaillondicke 6,7 mm (Dicke)
Versalienhöhe Buchstabe I 3,4 mm (Höhe)
31,7 g (Gewicht)
Beschriftungen: ANTHON . VLRIC . D . G . DVX. BRVNS . & LVN.
ELISAB . IVLIANA . D . G . DVX . BRVNS . & LV.


Katalogtext:
Das doppelseitige Medaillon, eines von vier beidseitig gestalteten Werken Cavaliers in der Kasseler Sammlung, zeigt Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg sowie seine Gemahlin Elisabeth Juliane, eine gebürtige Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Norburg. Das Paar ziert die Vorder- und Rückseite der Elfenbeinscheibe, die wie eine Medaille ausgearbeitet ist: Ein dünner, kantig profilierter Rand rahmt die Profilbilder samt Umschriften, die mit gleicher Ausrichtung (12 Uhr, das Bildnis der Herzogin kippt geringfügig gegen 13 Uhr) angelegt sind.
Anton Ulrich trägt einen Schuppenpanzer mit Schuppenbändern über den Ärmelvolants. Über den Panzer ist ein Manteltuch gelegt, das eine perlenumsäumte Schließe auf Schulterhöhe rafft. Sein Haupt ziert eine Allongeperücke, deren Lockenpracht über die Schulter nach vorne fällt. Der Herzog ist noch ohne den dänischen Elefantenorden dargestellt, den er im Januar 1693 erhielt.
Die andere Seite zeigt Elisabeth Juliane, die seit 1656 mit Anton Ulrich verheiratet war, in reiferem Alter. Ihr Haar ist über der Stirn zu einem mäßig hohen Lockenaufbau gekräuselt und über dem Nacken zu einem lockeren Chignon gesteckt, den ein Perlenband durchzieht. Das Ohr ziert ein Perlenohrring. Ihr langes Gesicht mit spitzer Nase, rundlich vorspringendem Kinn und leichtem Doppelkinn trägt matronenhaften Züge, die durch die Andeutung von Tränensäcken unter den Augen unterstrichen werden.
Im Kasseler Cavalier-Bestand ist das Porträt der Herzogin das einzige, das dem Künstler nicht makellos geglückt ist, sondern als geringfügig verzeichnet gelten muss. Gemessen an der verfügbaren Fläche des Medaillons ist die Herzogin etwas groß ins Bild gesetzt. Ihr Decolleté mündet in den Busenansatz, der von einem Manteltuch umspielt wird, aber zu kurz erscheint. Auch die dem Betrachter zugewandte Schulter, die ebenfalls von einem Manteltuch überdeckt wird, unter dem Ärmelvolants zum Vorschein kommen, passt in ihrer Dimension nicht zur Größe des Kopfes. Die Ärmelchen wirken zu klein und setzen zu hoch an.
Mit einiger Vorsicht lässt dieser Befund Rückschlüsse auf die Arbeitsweise Cavaliers zu. Der Künstler scheint zunächst das Bildnis des Herzogs ausgearbeitet zu haben, erst danach dasjenige der Herzogin. Nur so lässt sich erklären, warum er das Medaillon beidseitig vollendete, obgleich eines der Bildnisse nicht ganz geglückt war: die Seite des Herzogs muss bereits zu weit fortgeschritten gewesen sein, um das Medaillon als Ganzes noch zu verwerfen.
Stilistisch weist die flache, fast graphische Auffassung der Bildnisse eine enge Verwandtschaft zu den Porträts der Landgrafenfamilie von Hessen-Kassel auf, die alle 1688 datiert sind (KP ##,##,##). So kommt eine Entstehung um 1688 auch für das hier vorgestellte Medaillon in Betracht. Im Herzog Anton Ulrich-Museum zu Braunschweig haben sich drei von Cavalier signierte und 1688 datierte Bildnisse nicht identifizierter Damen und eines Herren erhalten, die einen Aufenthalt Cavaliers am dortigen Hof im Jahr 1688 möglich erscheinen lassen (HAUM, Inv. Nrn. Elf 346, Elf 347, Elf 348, vgl. Scherer 1931, S. 109 f).
(13.1.2021 Antje Scherner)



Literatur:
  • Julius, Arvid: Jean Cavalier och några andra elfenbenssnidare. Studier i elfenbensplastik i Sverige. Uppsala 1926, S. 135, Kat.Nr. 3.


Letzte Aktualisierung: 04.10.2021



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