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Blechbehälter mit Hahn



Blechbehälter mit Hahn


Inventar Nr.: APK V 849 (APK F 88)
Bezeichnung: Blechbehälter mit Hahn
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 18. Jh.
Objektgruppe:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Metall - Farbfassung
Maße: 54 x 19,5 x 7,5 cm (Objektmaß)


Katalogtext:
Während seiner Regierungszeit verfolgte Landgraf Carl (1654-1730) die Entwicklung der Dampfmaschine aufmerksam. Mit Denis Papin (1647 – ca. 1712) holte er einen ausgewiesenen Experten in die Landgrafschaft, der in den 1690er Jahren und 1707 zwei Dampfpumpen baute, die zu den frühesten ihrer Art gehörten. Später errichteten Johann Heinrich Weber (um 1680–1755) im Jahre 1715 eine Savery-Dampfpumpe und Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693–1742) im Jahre 1721 eine Newcomen-Dampfmaschine. Auch von dem Perpetuum Mobile, das Johann Elias Ernst Bessler (1681–1745), genannt Orffyreus, behauptete erfunden zu haben, erhoffte sich Carl eine neuartige Antriebsmaschine. Das Perpetuum Mobile war ein Betrug, aber auch die verschiedenen Dampfmaschinen und -pumpen schienen nicht den gewünschten Erfolg gebracht zu haben, denn ihre Spuren verlieren sich sehr schnell nach dem Bau. Carls Söhne und Nachfolger Friedrich I. und Wilhelm VIII. verfolgten das Thema Dampfmaschine nicht mehr weiter, und so wurde die erste kommerziell errichtete Dampfmaschine in Kassel erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen.

Im Collegium Carolinum aber blieb das Thema im Unterricht erhalten. Zur Vermittlung der Funktionsweise von Dampfpumpen vom Typ Savery hat ein unbekannter Hersteller dieses Modell gebaut. Der Dampf aus einem nicht mehr erhaltenen Boiler wird in das erste Gefäß geleitet. Von dort verdrängt er das Wasser im zweiten Gefäß durch eine Steigleitung nach oben. Wenn die Dampfzufuhr aus dem Boiler gestoppt und das erste Gefäß von außen mit Wasser gekühlt wird, kondensiert der Dampf und es entsteht Unterdruck, der das Wasser aus der unteren Leitung in das Gefäß befördert.

Das Modell ist aus verzinktem Eisenblech ohne Verzierungen gefertigt, das Ventil, das die beiden Gefäße verbindet, ist aus Messing. Es handelt sich nicht um ein repräsentatives Modell einer fürstlichen Kunstkammer. Auch wenn nach dem Tode Carls keine Bestrebungen mehr erkennbar sind, eine funktionstüchtige Dampfmaschine in Kassel zu errichten, so ist das Thema Dampfantrieb aber Teil des Lehrplanes des Collegium Carolinums geblieben.

(B. Schirmeier, 2018)



Literatur:
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 592-593, Kat.Nr. XI.2.


Letzte Aktualisierung: 03.11.2023



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