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Zwei kleine Magdeburger Halbkugeln



Zwei kleine Magdeburger Halbkugeln


Inventar Nr.: APK V 327
Bezeichnung: Zwei kleine Magdeburger Halbkugeln
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: 1. H. 18. Jh.
Objektgruppe:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Holz - Lackfassung, Metall - Lackfassung, Glas
Maße: 11 x 35 x 13 cm (Objektmaß)


Katalogtext:
Diese Magdeburger Halbkugeln sind zur Benutzung mit einer Vakuumpumpe gedacht. Es fehlt heute ein an das Holzgestell geschraubter Bügel aus Metall, an den die evakuierte Kugel mittels der ventilseitigen Öse angehängt wurde.

Das Gestell mit den evakuierten und am Bügel hängenden Halbkugeln wird in einem großen Rezipienten (vgl. APK F 506) platziert. Wird nun die Luft mittels der Vakuumpumpe aus dem Rezipienten gezogen, ist der Druck im Rezipienten irgendwann niedriger als innerhalb der Halbkugeln, sodass die untere Halbkugel abfällt und in dem Dreifuß landet. So kann bewiesen werden, dass nicht das Vakuum in der Kugel von innen ansaugt, sondern der äußere Luftdruck die Halbkugeln zusammenpresst. Bei einer Variante des Versuchs werden die evakuierten Halbkugeln direkt im Rezipienten aufgehängt, wobei die Öse der untere Halbkugel mittels einer Kordel mit der oberen locker verknotet ist. Somit wird die Halbkugel wenn sie fällt aufgefangen.

1720 erschien die erste Auflage von Willem Jacob ’s Gravesandes Lehrwerk "Physices Elementa Mathematica", in dem zahlreiche Stiche der Modelle abgedruckt wurden, die er als Lehrmittel an der Universität Leiden nutzte. Das Buch hatte weitreichende Wirkung: unter anderem ließ John Theophilus Desaguliers Instrumente daraus nachbauen und führte sie in Sitzungen der Royal Society vor. Die Kasseler Sammlung von Demonstrationsmodellen entspricht ebenfalls sehr genau den Stichen. Es ist nicht auszuschließen, dass ’s Gravesande selbst den Bau der Instrumente bei einem seiner langen Aufenthalte in der Stadt 1721 und 1722 beaufsichtigte. Gedacht waren die Modelle sicherlich für das Collegium Carolinum, das im Kunsthaus Landgraf Carls seinen Sitz hatte. Genutzt wurden sie daher vermutlich von Peter Wolfart (Hanau 1675–1726 Kassel), der von 1708 bis 1726 eine Professur für Experimentalphysik am Collegium Carolinum innehatte, sowie von seinen Studenten.

(R. Giesemann, 2018 + F. Trier, 2023)



Literatur:
  • Willem Jacob 's Gravesande: Physices Elementa Mathematica, Experimentias Confirmata. Sive Introductio ad Philosophiam Newtonianam. 2. Aufl. 1742.

Siehe auch:


  1. APK F 532: Rezipient für Vakuumversuche


Letzte Aktualisierung: 06.04.2023



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