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Reiterstatue: Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen zu Pferde



Reiterstatue: Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen zu Pferde


Inventar Nr.: SM 3.2.47
Bezeichnung: Reiterstatue: Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen zu Pferde
Künstler / Hersteller: Pietro Tacca (1577 - 1640)
Datierung: 1619
Objektgruppe: Skulptur / Innenskulptur
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Bronze, gegossen
Maße: Sockel 14 x 26,5 x 60 cm (Objektmaß)
Skulptur ohne Sockel 75 x 33 x 60 cm (Objektmaß)
Transport Sockel: 30 x 40 x 70 cm Raumbedarf (Objektmaß)
Transport Reiter 30 x 40 x 60 cm Raumbedarf (Objektmaß)
Transport Pferd 30 x 60 x 80 cm Raumbedarf (Objektmaß)


Katalogtext:
Der dargestellte Herzog in voller Rüstung auf einem Schlachtroß, das die Reitfigur Levade vollzieht. Die bewußt in Zaum gehaltene Wucht des Pferdes, nach vorne zu springen, läßt den Körper gedrungen, energiegeladen und massig wirken. In auffälligem Kontrast zu dem mächtigen Volumen steht die sorgfältige Durchbildung der Anatomie der Vorder- und Hinterbeine. Die dort besonders auffallende Äderung vermittelt überzeugend den Eindruck konzentrierter physischer Kraft. Auch der vergleichsweise zierliche Kopf des Pferdes mit der wehenden, wie züngelnd emporgeworfenen Mähne zeichnet sich, wie das Zaumzeug zusammen mit Sattel und Steigbügel, durch präzise Detailarbeit aus. Hier war die Zusammenarbeit mit einem Fachmann aus dem höfischen Umkreis von Bedeutung: Großherzog Cosimo II. hatte dem Bildhauer einen gewissen ''cavallerizzo Lorenzino'' an die Seite gegeben, der dem Bildhauer Spezialkenntnisse der Anatomie von Pferden und wohl auch der höfischen Reitkunst vermittelte. Analog zu dem kriegerisch-triumphalen Anflug des Denkmals tritt der respektheischend nach links blickende Herzog in zeitgenössischer Rüstung auf, die mit der spanischen Mode eine bezeichnende Verbindung eingeht, wie die auffälligen Pluderhosen mit den a jour gearbeiteten Laschen anzeigen. Schon die Attribute, der Feldherrnstab in der Rechten sowie die lebhaft flatternde, analog zur Pferdemähne bewegte Schärpe, weisen den Reiter als Inhaber der politisch-militärischen Kommandogewalt aus, was die energische Zügelführung mit der Linken unterstreicht. Den Oberkörper des Herzogs umschließt ein reich ziselierter, auf der Brust mit einem großen Kreuz versehener Küraß, über dessen Halsausschnitt nach spanischer Mode ein mächtiger Mühlsteinkragen gelegt ist und so ein repräsentativ-höfisches Element zum Tragen kommen läßt. Dazu paßt auch die modische Barttracht des energisch dreinblickenden Kommandeurs. Eine dazu passende, heroisierende Note steuert der phantasievoll durch einen Löwen mitsamt einem Federbusch bekrönte, gleichfalls reich ziselierte Helm bei. Er überhöht die Erscheinung des authentisch porträtierten fürstlichen Reiters.
Das Kasseler Bronzedenkmal zählt zu den bemerkenswertesten und qualitätvollsten Exemplaren innerhalb der um 1600 hochaktuellen Gattung des fürstlicheen Reitermonuments. Tacca genoß auf diesem Gebiet eine besondere Reputation, zumal er der direkte Nachfolger Giambolognas in Florenz war. Die Kasseler Bronze geht auf einen Auftrag zurück, den der savoyardische Herzog Carlo Emmanuele im Jahre 1619 an den toskanischen Hofbildhauer Pietro Tacca ergehen ließ. Tacca indessen scheute die hohen Kosten des Transportes, so daß die Realisierung des Monuments unterblieb. Gleichsam als Entschädigung überließ der Künstler, der Florenz nicht verlassen wollte, dem Herzog das heute in Kassel bewahrte Bildwerk als Geschenk.
Signatur auf dem Sattelgurt: PETRUS . TACCA . F.
Inv. Dräger 20.03.1996, überarbeitet 22.09.1997



Literatur:
  • Pietro Tacca. Carrara, la Toscana, le grandi corti europee. Florenz 2007, S. 172, Kat.Nr. 22.


Letzte Aktualisierung: 21.07.2022



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