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Achilles vor der Leiche des Patroklos



Achilles vor der Leiche des Patroklos


Inventar Nr.: GK 1238
Bezeichnung: Achilles vor der Leiche des Patroklos
Künstler / Hersteller: Dirck van Baburen (1592/1593 - 1624), Maler/in
Datierung: 1624
Objektgruppe:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 204 x 287 cm (Bildmaß)


Katalogtext:
Zusammen mit Hendrick ter Brugghen und Gerard van Honthorst zählt Baburen zu den bedeutendsten Utrechter Caravaggisten. 1615 reiste er nach Rom, wo ihn einflussreiche Sammler förderten. 1617 stattete er dort eine Kapelle der Kirche San Pietro in Montorio mit großen Gemälden aus, darunter in enger Anlehnung an Caravaggios Vorbild mit einer „Grablegung Christi“. 1620/21 kehrte Baburen nach Utrecht zurück, wo er bis zu seinem frühen Tod im Februar 1624 meist religiöse Historien und Szenen der lockeren Gesellschaft (Musikanten, Glücksspieler, Dirnen) malte.
Kurz vor seinem Tod entstand Baburens höchst anspruchsvolles Historienbild. Die dramatische Szene entstammt der Ilias des Homer (16. Buch): Achilles hatte seinem Freund Patroklos die eigene Rüstung geliehen, damit er an seiner Stelle kämpfen könne. Auf dem Schlachtfeld tötete Hektor Patroklos und raubte ihm die Rüstung des Achilles. Dieser wurde dadurch so von Schmerz und Wut aufgewühlt, dass er selbst mit ungeahnter Grausamkeit in den Kampf eingriff.
Baburen fasst die Geschehnisse in einem Augenblick zusammen: Anklagend verweisen Soldaten auf den Leichnam, den König Menelaos aus der Schlacht – er verweist mit dem Stab auf sie – gerettet hatte. Rache schwört links voller Erregung Achilles, „dessen Zähnen ein Knirschen entfuhr; […] es wühlte tief in der Seele / Unerträglicher Schmerz“ (19. Gesang, Vers 364-367).
Das sehr selten dargestellte Thema konnte Baburen anhand einer illustrierten Homer-Ausgabe studieren, die 1613 in Utrecht erschien. Blatt 17 zeigt hinten die Schlacht um den Leichnam und links Achilles, der vom Tod des Freundes erfährt Grundzüge von Baburens Komposition und Motivik sind u. a. in dieser Zweiergruppe angelegt. Auch die Darstellung des Patroklos als älterer, bärtiger Krieger (entgegen dem Text von Homer) findet sich hier. Die Figur selbst übernahm Baburen aus einem Gemälde des Caravaggisten Bartolomeo Manfredi.

Auftraggeber war möglicherweise ein hoher Militär, der sich während Baburens letzter Lebenstage in Utrecht aufhielt. Gregor Weber vermutet den Utrechter Gouverneur Daniel de Hertaing, Herr von Marquette, Generalleutnant der Kavallerie. (Vgl. Wayne Franits, The paintings of Dirck van Baburen, ca. 1592/93-1624. Catalogue raisonée, Amsterdam 2013, 166-168, Kat. A36)
(J. Lange, 2018)



Literatur:
  • Franits, Wayne: The Paintings of Dirck van Baburen ca. 1592/93-1624 - Catalogue Raisonné. 2013, S. 166 ff.
  • Lange, Justus; Dohe, Sebastian: Patrimonia 341. Dirck van Baburen, Archill vor der Leiche des Patroklos. Gemäldegalerie Alte Meister, Museumslandschaft Hessen Kassel. Kassel 2013, S. 4, 6-11, 23, 26, 38, 43.
  • Cornelis, Bart; Luijten, Ger; Tilborgh, Louis van; Zeedijk, Tim: Collecting for the public. Works that made a difference. Essays for Peter Hecht. London 2016, S. 176-181, Kat.Nr. 69.
  • Franits, Wayne [Hrsg.]: The Ashgate Research Companion to Dutch Art of the Seventeenth Century. London, New York 2016, S. 269.


Letzte Aktualisierung: 22.01.2024



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