Coornhert, Dirk Volkertszoon


1522 - 1590

Name: Coornhert, Dirk Volkertszoon
Namensansetzungen: Cuerenhert, Dirk Volkertsz. (Andere Schreibweise)
Koornhert, Dirck Volckertsz. (Andere Schreibweise)
Corenhert, Dirck Volckertsz. (Andere Schreibweise)
Coornhart, Dirck Volckertsz. (Andere Schreibweise)
Nationalität: NL
Lebensdaten: 1522 - 1590
Geburtsort: Amsterdam, Niederlande, 1522
Todesort: Gouda, Niederlande, 1590
Beruf: Stecher, Holzschneider, Verleger, Schriftsteller


Coornhert (Coornhart; Corenhert; Cuerenhert; Koornhert), Dirck Volckertsz., niederl. Kupferstecher, Radierer, Holzschneider, Schriftsteller, Diplomat, *1522 Amsterdam, †29.10.1590 Gouda, tätig in Haarlem und im Rheinland. Aufgewachsen in Amsterdam als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers. 1539, nach der Heirat mit der wesentl. älteren und mittellosen Cornelia Symonsdochter, entzogen ihm die Eltern jegliche finanzielle Zuwendung. Umzug nach Haarlem, wo C. sich nach kurzer Tätigkeit als Hofmeister im Dienst von Reinoud van Brederode als Kupferstecher, Radierer und Holzschneider etablierte. Ob er, wie Veldman (1990) vermutet, bei Cornelis Anthonisz., der 1533 in der Nähe von C.s Elternhaus in Amsterdam ein Atelier bezogen hatte, sein Handwerk erlernte, ist nicht überliefert. In Haarlem nahm er Philipp Galle als Lehrling an und arbeitete ab 1547 als Stecher für Maarten van Heemskerck. Die äußerst produktive Kooperation, aus der etwa 200 druckgraph. Werke, zuerst Rad., später vorwiegend Kpst., hervorgingen, war nicht allein auf die Umsetzung der zeichner. Entwürfe von Heemskerck in Druckvorlagen beschränkt. Der starke inhaltl. Einfluß, den C. auf die künstler. Arbeit von Heemskerck ausübte, wird v.a. in den relig. Allegorien deutlich (z.B. Allegorie auf die Gefahr des menschl. Ehrgeizes [1549], Allegorie der unbezähmbaren Welt [1550], Die Nutzlosigkeit der Hoffnung auf Geld [1550]). Viele der Bildunterschriften zeigen einen engen Zusammenhang mit C.s moralphilosoph. Theorien und wurden, wie schon van Mander berichtete, durch C. inspiriert oder selbst verfaßt. Ähnlich gestaltete sich auch die Zusammenarbeit mit Willem Willemsz. Thibaut, nach dessen Entwürfen C. 1556/57 sechs Stiche gravierte. Im Auftrag von Hieronymus Cock stach C. in den 50er Jahren Entwürfe von Frans Floris und Lambert Lombard, deren meist trad. Themen hier keinen inhaltl. Einfluß vermuten lassen. Die spätesten Stiche aus der Haarlemer Periode datieren um 1559. Danach unterbrach C. die Graphikproduktion, gründete 1560 einen Verlag und nahm das Amt eines Notars an. Den schriftsteller. und verleger. Aktivitäten (er verfaßte Gedichte, Theaterstücke, Traktate und relig. Streitschriften), und seiner neuen berufl. Aufgabe widmete er sich in den folgenden Jahren mit Intensität und wurde 1564 zum Sekretär der Bürgermeister von Haarlem berufen. In dieser Funktion, die er dreieinhalb Jahre innehatte, reiste er im Auftrag seiner Dienstherren als diplomat. Unterhändler durch die Niederlande. Die in dieser Zeit geknüpften Beziehungen zu Hauptakteuren des Widerstandes der niederl. Prov. gegen die span. Zentralgewalt unter Philipp II. gerieten ihm in den polit. Wirren des Jahres 1567 zum Verhängnis. Im Sept. wurde C. festgenommen und in Den Haag inhaftiert. Nachdem C. 1568 die Flucht nach Deutschland gelungen war, wurde er in Abwesenheit verbannt und lebte in Köln, Goch, Wesel und Xanten. In der Emigration arbeitete er v.a. schriftsteller., während er sich seinen Lebensunterhalt wieder als Kupferstecher verdiente. Er stach die Ill. für Das Buch Extasis von Jan van der Noot sowie zahlr. Entwürfe von Adriaan de Weert. 1574 oder 1575 wurde Hendrick Goltzius sein Schüler, den er um 1577/79 offensichtl. inhaltl. und formal zu mehreren Stichserien anregte (Litis abusus; Den Doolhof der dwalende Gheesten; Wie falsche Überzeugung die Welt zugrunde richtet). Erst E. 1576 lassen die polit. Verhältnisse C.s Rückkehr in die Niederlande zu. Die in zahlr. Schriften geäußerte krit.-individuelle Haltung gegen die reformator. Glaubensvorschriften und die öff. ausgetragene polem. Verteidigung des eig. Toleranz-Ideals brachten ihn immer wieder in Schwierigkeiten und zwangen zu häufigem Wechsel der Aufenthaltsorte. Delft, Haarlem, Emden und Gouda waren die Stationen seiner letzten Jahre. C.s selbst für diese unruhige Zeit sehr bewegter Lebenslauf zeigt ihn als einen höchst vielseitigen Menschen von bemerkenswerter intellektueller Unabhängigkeit, der auf ganz versch. Ebenen engagiert für seine eth.-moral. Überzeugungen eintrat. Das in C.s Bühnenstücken entwickelte Verfahren moralisierender Allegorese hat er in die visuelle Konzeption zahlr. der von Veldman verzeichneten 306 Bll. (The ill. Bartsch), die unter seiner Beteiligung entstanden, eingebracht. Kennzeichnend für die innovative Bildlichkeit dieser Stiche ist die Verknüpfung von allegor., sinnbildl. und genrehaften Elementen zu einer homogenen Erzählung, in der, im Sinne der didakt. Absicht, Personifikationen abstrakter Begriffe in argumentative Beziehung gesetzt sind.


Letzte Aktualisierung: 06.06.2018



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