Boetti, Alighiero, ital. Maler, Performance- und Konzept-Künstler, *16.12.1940 Turin, †24.4.1994 Rom. Autodidakt. Seit seinen Anfängen 1966 als Konzept-Künstler auf den Spuren von Marcel Duchamp. Er stellt diverse Gegenstände des Zivilisationskonsums (elektr. Installationen, Papprollen, lackierte Eisenpaneele, gefüllte Plastikbehälter) zu Akkumulationen zusammen. Eine Herausforderung ist seine Lampada annuale, eine kleine Lampe, die nur einmal im Jahr aufleuchtet, ohne daß man weiß, wann. E. 1967 gehört B. mit Michelangelo Pistoletto, Pino Pascali, Giulio Paolini u.a. zu den Mitbegr. der Arte Povera. 1969 macht B. eine Glasarbeit, die man an die Wand stellen soll (Niente da vedere, niente da nascondere); 1970 voll. er Dossier postale, bestehend aus 28 Einschreibbriefen an nicht existente Adressen von Persönlichkeiten der Kunstwelt. Ab 1973, nach Reisen durch Afghanistan und Indien, stellt er Gegenstände des Kunsthandwerks und Textilien aus, die Frauen aus Kabul auf seine Veranlassung hin webten, um die anonyme oriental. handwerkl. Geschicklichkeit hervorzuheben. 1977 entsteht I mille fiumi più lunghi del mondo, ein riesiger, von afghan. Frauen handgewebter Wandbehang, der eine Aufzählung der Flußnamen nach ihrer Länge gibt. Ebenfalls 1977 entstehen Alternando da 1 a 100 e viceversa; Gary Gilmore und Aerei, eine Kugelschreiberzeichnung auf drei großen Bögen, die mit zahlr. Querschnitten von Flugzeugen angefüllt sind, stilist. den Comics vergleichbar. Von Konzeptkunst-Vorstellungen geprägt sind B.s Überlegungen zum "Doppio", wenn er, um die Zweideutigkeit und das Spielerische des ästhet. Vorgangs zu zeigen, sich gleichsam verdoppelt mit der Sign. "Alighiero & Boetti". In den Arbeiten der letzten Zeit macht sich zunehmende Stilisierung bemerkbar, Zeichen einer freien, instinktiven Ausdrucksmächtigkeit, als wenn der Künstler, wie ein Kind mit Stempeln und Wattebäuschen versehen, sich damit vergnügen würde, diese auf die Leinwand zu drücken.