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Karl XII., König von Schweden, Herzog von Zweibrücken



Karl XII., König von Schweden, Herzog von Zweibrücken


Inventar Nr.: KP B VI/II.65
Bezeichnung: Karl XII., König von Schweden, Herzog von Zweibrücken
Künstler / Hersteller: Jacob Dobbermann (1682 - 1745)
Datierung: nach 1718
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Relief
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Elfenbein, gedrechselt, geschnitzt, geschabt und poliert
Maße: 1,3 cm (Dicke)
9,7 cm (Breite)
13 cm (Höhe)
89,3 g (Gewicht)
Beschriftungen: CAROLVS.XII.D:G:SVE: GOT:VAN:REX.NAT:1682.Cor:1697.EXTINCTVS.1718
Signatur: J. Dobbermann


Katalogtext:
Das Halbfigurbildnis Karls XII. von Schweden (1682-1718) im Profil nach rechts schließt unten am schmalen Randprofil ab. Der König trägt über einem fein gefältelten Hemd mit Halsbinde Küraß und Uniformrock und präsentiert sich mit kurzem, gewelltem Haar.

Der hier als energisch und jugendlich charakterisierte Karl XII. wurde bereits im Alter von 15 Jahren gekrönt. Zu Ruhm gelangte er als unbeirrbarer Feldherr und großer Militarist, der mit seinen Kriegstaten Europa in Staunen und Klagen versetzte. Legendär waren sein unbeugsamer Wille, seine Furchtlosigkeit und seine eiserne Disziplin. Der ‚Heldenkönig’, der von seinen Soldaten verehrt wurde, geriet in das Feuer der Kritik, da er durch seine andauernden Feldzüge das Land an den Rand des Staatsruins und zum Verlust seiner europäischen Machstellung gebracht hatte.

Während die ersten Darstellungen den jungen Karl noch in voller Rüstung und mit langem lockigem Haar vorstellen, das von einer Schleife zusammengehalten wird, waren die späteren Bilder seinem asketischen, soldatischen Lebensstil verpflichtet. Die hier gewählte Wiedergabe geht vermutlich auf eines der ersten sogenannten Feldporträts zurück, die Oberst Axel Sparre vom König, nachdem er seine Perücke abgelegt hatte, im Lager von Bauske/Kurland 1701, gefertigt hatte. Sparre gibt Karl XII. mit seinen kurzen zurückgebürsteten Haaren, der blauen Uniformjacke und im Küraß wieder. Die späteren Porträts von Johan David Swartz bzw. David von Krafft zeigen ihn nur noch in der einfachen Felduniform, weil der König nicht nur das Tragen der Perücke preisgegeben hatte, sondern auch die Praxis Rüstung anzulegen. Karls unprätentiöse Erscheinung ohne Perücke, die seine sprichwörtliche Verachtung „fremder Haare“ ausdrückte, war eine Sensation, da sie mit allen Konventionen brach. Zusammen mit der einfachen Bekleidung im 'blauen schwedischen Kostüm' geriet dies zum Ausdruck von Courage und Eigensinn. Die offiziellen Porträts mit diesem neuen, außergewöhnlichen Image fanden schnell ihre Nachahmer. Der König Stanislaus Leszcsynski von Polen ließ sich 1711 mit kurzem Haarschopf konterfeien. Es folgten Gemälde von Herzog Karl Friedrich von Holstein-Gottrop 1717 und von Gustaf IV Adolf 1809 zum Verwechseln ähnlich in der Kostümierung à la Charles XII.

Die Individualität und Charakterzüge Karls vermochte der Kasseler Hofkünstler Jacob Dobbermann sehr anschaulich bei seinem Relief herausarbeiten. Es gehört zu einer Reihe von Elfenbeinporträts der landgräflichen Familie von Hessen-Kassel, die durch die Heirat des Landgrafen Friedrichs I. 1715 mit Ulrika Eleonora – der Schwester Karls XII.– mit dem schwedischen Königshaus verwandt war. Friedrich I. von Hessen-Kassel selbst wurde nach dem Tod Karls XII. und nach einer kurzen Regentschaft von Ulrika Eleonora zum König von Schweden.

Sabine Thümmler (aus: Kat. Lockenpracht und Herrschermacht 2006)



Literatur:
  • Rasmussen, Jörg [Bearb.]: Barockplastik in Norddeutschland [Die Ausstellung wird anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Museums für Kunst und Gewerbe am 15. September 1977 eröffnet. Ausstellungsdauer: 16. September - 6. November 1977]. Mainz 1977, S. 508-509, Kat.Nr. 198.
  • Claudia Nickel: Der Bernstein- und Elfenbeinschnitzer Jacob Dobbermann (1682-1745). Hausarbeit zur Erlangung des Magistergrades [...] der Universität Göttingen. Göttingen 1985, S. 50; 106 f., Kat.Nr. 45.
  • Lockenpracht und Herrschermacht. Perücken als Statussymbol und modisches Accessoire. Ausstellung im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, 10. Mai bis 30. Juli 2006. Leipzig 2006, S. 117, Kat.Nr. 1.15.


Letzte Aktualisierung: 09.10.2023



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