Linsenfernrohr
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Inventar Nr.:
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APK F 284 |
Bezeichnung:
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Linsenfernrohr |
Künstler / Hersteller:
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John Marshall (1663 - 1725)
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Datierung:
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um 1700 |
Objektgruppe:
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Fernrohr (Optisches Instrument) |
Geogr. Bezug:
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London |
Material / Technik:
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Holz, Papier, Pergament, Glas, Farbpigmente, |
Maße:
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221 cm Im "Day-Modus" (Länge) 10-230-10 cm Innenabmessung der Transportkiste bei "Day-Modus (Kastenmaß) Objektiv 1707-1713 mm (Brennweite) Okular 4 ca. 72 mm Augenlinse (Brennweite) Okular 3 ca. 84 mm (Brennweite) Okular 2 ca. 12,2 mm (Brennweite) Objektiv Schliffr. ca. 200 inches (Radius) Okular 2 Schliffr. ca. 5 inches (Radius) Okular 4 Schliffr. ca . 4 inches (Radius) Okular 3 Schliffr. nicht messbar (Radius) 85 x 8,7 x 8,7 cm (Objektmaß) 1,38 kg (Gewicht)
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Beschriftungen:
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Signatur: JOHN MARSHALL LVGAT: STREET LONDON |
Katalogtext:
Das von John Marshall gefertigte und signierte Fernrohr hat neun Auszüge. Das Linsensystem ist nach Schyrl de Rheita angefertigt. Das Okular befindet sich somit im Haupttubus und das Objektiv im Tubus mit dem geringsten Durchmesser (mehr zu de Rheita siehe F 275). Mit dieser Linsenanordnung wird ein besonders großes Gesichtsfeld gewährleistet. Das bedeutet, bei der Beobachtung kann ein großer Abschnitt des Himmels gleichzeitig gesehen werden. Das Teleskop besaß zudem zwei verschiedene Objektivlinsen. Sie wurden für Beobachtungen am Tag und in der Nacht gegeneinander ausgetauscht. Die Linse für Tagbeobachtungen ist noch vorhanden, die für Nachtbeobachtungen ist verloren gegangen. Die Linse für die Nacht besaß eine größere Brennweite und sollte die Beobachtungsleistung verbessern. Ringförmige Markierungen zeigen die unterschiedliche Stellung der Auszüge für die beiden Objektive an.
John Marshall war um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert einer der anerkanntesten Hersteller optischer Instrumente in England. Das auffällige Design seiner Teleskope und Mikroskope mit bunten Tupfenmustern auf dem Pergament, mit dem die Tubi umwickelt sind, findet sich auch bei einem von ihm stammenden Mikroskop aus dem Bestand des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts wieder (APK F 212). Wie das Instrument in die Sammlung kam, ist unbekannt. Eine Möglichkeit könnte der Aufenthalt des Prinzen Ludwig im Jahre 1705 in London sein.
Das Objektiv wurde im Mai 2025 mit einem Interferometer und auf der Optischen Bank von Maciej Nowacki untersucht. Der Ronchi-Test zeigt parallele Linien bis zu den Rändern, womit die Qualität der Schliffform als sehr gut bezeichnet werden kann. Das Testbild zeigt den Saturn mit leicht nebelig, aber deutlich vom Planeten abgesetztem Ring, die dunkleren Streifen des Jupiters sind ebenfalls sichtbar.
Im Inventar von 1816 ist F 284 in einem Konvolut von 30 "Perspectiven" als beschädigt eingetragen.
(B. Schirmeier, 2018 + F. Trier, 2025)
Literatur:
- Bungarten, Gisela [Hrsg.]: Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 564-565, Abbildung S. 565, Kat.Nr. X.197.
Letzte Aktualisierung: 26.05.2025